Nicht nur in eigener Sache

Geschrieben von Harald Schwaeppe am . Veröffentlicht in News

Zur veränderten Sportberichterstattung im Bonner General Anzeiger 

Eine ganz starke Meinung zur Sache von Harald, dem Dauergast in der RingArena, Westkurve ...

Lieber Peter,

mit anderen Worten und zu anderen Themen, aber gleicher Schlagrichtung hätte ich auch an den GA schreiben können. Hab ich aber nicht gemacht, Dank an Dich dafür. Als einer, der in Bonn lebt und sein Geld verdienen darf, ist die tägliche Beschäftigung mit dieser Zeitung ein Muss. Seit der GA nach Düsseldorf verkauft worden ist, schlägt da ein anderer Takt. Ich sehe das nicht nur in der Sportredaktion/-berichterstattung . Und unter dem Zwang wirtschaftlicher Notwendigkeiten wird sich vermutlich in der Zukunft nichts zum Besseren drehen.

Mal so: Die TÄGLICHE halbe Seite FC Köln wird im GA mutmaßlich tatsächlich

mehr Leser interessieren als das gesamte Handballgeschehen in Deutschland incl. BES. Als Bundesligist mit Redaktionsanbindung sind die Telekom Baskets im GA gesetzt. Der BSC ist überschätzt, es geht keiner hin, scheint aber Lobby zu haben. Und dann? Gut, das Elend lesen wir jeden Tag. Hoffen wir, dass in der Saison wenigstens die Viertligisten der Handballer in der Region - wahrscheinlich dienstags oder mittwochs - ein paar Zeilen bekommen. Und für die Bildreportage muss dann eben eine B3 für den guten Zweck backen oder die A2 klimaneutral mit dem Fahrrad zum Auswärtsspiel nach Palmersheim fahren. Oder Ihr bietet dem GA eine Fotostory über die Sanitäranlagen der Halle an der Ringstrasse an. Woke Homestories statt Aktualität? Das ist echte lokale Sportberichtserstattung der neuen Prägung, das will der Leser so - sagt die Marktforschung.

Ich habe auch schon mal mit Menschen gesprochen, die wollten eine lokale Berichterstattung, weil die Nennung eines Sportlers denjenigen motiviert, und die informative Außenwirkung sei egal. Das ist natürlich NICHT Sinn einer lokalen Berichterstattung. Aber wenn ich die Kulturseiten aufmerksam lese, muss ich mich fragen, ob da im "neuen" Sinne gearbeitet wird. Ich glaube, die TV-Sendungen von Hirschhausen und Silbereisen im Fernsehen interessieren mehr GA-Leser als Woelfl-Haus, Brotfabrik, Theater Central oder im Park und Malentes Spielbude zusammen. Trotzdem finde ich gottseidank nichts über Silbereisen und NOCH etwas über die lokale Kultur - aber meinen täglichen Baumgart bekomme ich garantiert geliefert....., die Marktforschung, Du weisst...

Die Assistenz der Chefredaktion ist wenigstens ehrlich. Meine Meinung und Erwartung trifft sie nicht. Ich habe mich immer durch die lokalen Sportseiten geackert, mit wechselnden Schwerpunkten, war aber eigentlich immer rundum auf der Höhe der Saisons im Bonner Sport. Sicherlich erschweren die im Zeitgeist gewachsenen oder auch notwendigen Anpassungen in den Sportarten das Verständnis und die Transparenz des Geschehens. Z.B.: JSG´s, ähnliche Entwicklungen auch bei den Ruderern, "Bonner" Kanuten oder Badmintonspieler, die für ferne Vereine antreten, dieses erratische Teakwondo usw, aber das kann man ja den Lesern erklären. Aber zumindest muss die Redaktion den Anspruch haben, über die jeweiligen lokalen Spitzenmannschaften in den breit vertretenen Sportarten aktuell zu informieren. Wir zwei werden nicht die Letzten sein, die dies erwarten.....

Nix bliev wie et wor. Und das offene Visier des GA ermöglicht Rückschlüsse.
Sehen auch wir den Fakten tapfer ins Auge: Alte weise Männer fanden schon immer früher alles besser.

Bis demnächst und Euch alles Gute - bleiben wir uns gewogen

Harald

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Der Return


Bonner General Anzeiger zur veränderten Sportberichterstattung vom 10.09.2021


Sehr geehrter Herr Bitzer,

vielen Dank für Ihre Nachricht, und Ihr Interesse.

Dass Sie bisher keine Antwort erhalten haben, tut uns leid. Wir möchten Ihnen heute gerne erklären, was zu den derzeitigen Veränderungen führt.

In der Tat überarbeiten wir nach der Corona-Pandemie, die für uns alle viele Gewohnheiten ausgesetzt, zum Teil sogar unwiederbringlich verändert hat, unseren Auftritt in der gedruckten Zeitung und im Digitalen. Dafür haben wir die Zeit ohne Fußball, Handball und andere Sportarten, aber auch ohne Theater, Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt, um anhand unserer Marktforschung zu überprüfen, wie eigentlich die Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Leser für unsere Angebote aussieht. Natürlich angesichts der Daten aus der Phase vor der Pandemie, wo alles, auch der Spielbetrieb, noch seinen geregelten Gang ging.

Dabei haben wir festgestellt, dass nicht jedes Segment unserer Berichterstattung, in das wir viel Personal, Arbeit und Mühe investiert haben, auch entsprechend bei unseren Lesern und Nutzern ankam. Dabei ging es uns vielleicht ein bisschen ähnlich, wie Ihnen jetzt: Wir, in diesem Fall speziell meine Kollegen in der Sportredaktion, mussten ganz schön tapfer sein, um den Fakten ins Auge zu sehen. Und die sehen wirklich so aus, dass nur wenige Leser die Berichterstattung über den Fußball der Bezirksliga abwärts schätzen. So ähnlich verhält es sich mit den wöchentlichen Berichten über den Handballsport. Was für uns bedeutet, dass wir etwas ändern müssen.

Die Lösung wird leider beinhalten, dass wir Aufwände reduzieren müssen, aber versuchen, Interessen von Lesern wie Ihnen und den Vereinen, so gut wie möglich zu wahren. Ohne einem Ergebnis vorgreifen zu können oder zu wollen, sprechen wir unter anderem darüber, einen wie auch immer gearteten Ergebnisdienst aufrecht erhalten zu wollen und die Vereine eher in lesenswerten Geschichten abzubilden. In Ansätzen haben Sie das vielleicht schon in der Fußball-Beilage bemerkt. Das kann die besondere Geschichte eines Spielers sein, die Historie über einen Platz/Halle/Stadion, das kann ein Benefizspiel für das Ahrtal sein, das kann ein Spieler sein, der in einem Spiel sechs Tore schießt bzw. im Fall des Handballs außergewöhnlich viele Tore trifft, das kann eine Mannschaft sein, die etwas Ungewöhnliches erreicht hat oder ein Spieler, der mit 40 noch hochklassig spielt, ein Betreuer, der seine komplette Freizeit für eure Mannschaft gibt und und und.

Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterhin als Leser und in Ihrer Funktion beim TSV Bonn gewogen bleiben. Denn Sie, als Vereinsfunktionär, können uns die guten Geschichten liefern, über die wir auch in Zukunft gerne schreiben.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra Lobeck

Assistenz Chefredaktion

Offener Leserbrief von Peter Bitzer, geschrieben am 04.09.2021 an den Bonner General Anzeiger zur veränderten Sportberichterstattung

Liebe Frau Schneider,
liebe Verantwortliche des Bonner General Anzeigers,

sicher bin ich nicht der Erste, der Ihnen zu der veränderten lokalen (Sport-)Berichterstattung im GA seine Meinung mitteilen möchte. 

Zu meiner Person:
Es schreibt Ihnen Peter Bitzer, wohnhaft in Bonn-Beuel- Ich bin quasi ein Leben lang mit dem GA, nunmehr 58 Jahre alt geworden. Nachdem schon meine Eltern treue Abonnenten waren, lese auch ich Ihre Zeitung seit Jahrzehnten im Abo. Ein guter Tag, nicht nur im Urlaub bzw. in der Freizeit, beinhaltet immer auch das ausführliche Lesen des Print-GA. Dabei ist für mich als großer Sportenthusiast das Lesen des Sportteils ein ganz wesentlicher Teil des Vergnügens. Insbesondere im Lokalsport entgeht mir kaum etwas. Hierbei gilt meine große Liebe, als langjähriger Jugendwart der TSV Bonn, dem Handball. Aber auch allen übrigen Sportarten gilt meine Aufmerksamkeit. Nicht nur meine Frau bezeichnet mich (nicht zu Unrecht) als sportverrückt.

Sie können sich vorstellen, dass meine Enttäuschung riesengroß ist, seitdem Sie seit einigen Wochen offensichtlich ein radikal geändertes Konzept in Sachen „Sportberichterstattung“ erkennen lassen.

Beispielhaft dafür ist die Ausgabe vom letzten Montag (30.08.2021):

2 Seiten Fußball Buli
3 Seiten Weltsport (inkl. Paralympics)
1 Seite Lokalsport (1/2 BSC, 1/2 Mittelrheinliga)
Und dies nach einem Wochenende, wo zumindest noch ein komplettes Fußball-Programm unterhalb der Mittelrheinliga bis hinunter in die D-Klasse gespielt wurde und wo auch der erste Handballspieltag am Mittelrhein absolviert wurde. Die Bonner Rundschau brachte am Montag neben den inhaltlich fast gleichen überregionalen Berichten, immerhin drei zusätzliche Seiten Lokalsport, wobei das ausschließlich Fußball war (immerhin mit komplettem Ergebnisdienst für Bonn und Sieg). Auch an den übrigen Tagen war die Aufteilung im GA meist zwei Seiten überregionaler Sport und eine enttäuschende, schlabbrige Seite Lokalsport, wobei da schon der mittlerweile tägliche FC-Bericht (1/2 S) dazu gehört. Überhaupt ist das gesteigerte FC-Interesse des GA im Gegensatz zu früheren Zeiten auffällig. Auch den Baskets (in der Vorbereitung) und zuletzt den Caps (in den PlayOffs) werden in der Lokalseite regelmäßig Platz eingeräumt, was ich alles für gut und richtig halte.

Sollte es aber zukünftig bei dieser begrenzten Berichterstattung bleiben, dürfte für den wahrhaftigen Amateursport keine einzige Zeile an Platz bleiben. Wird das tatsächlich so sein? Ist es nicht die Aufgabe einer lokalen Tageszeitung, über die echten Amateure unterhalb von Bundesliganiveau oder Pseudo-Profis zu berichten? Dort wo Tausende im Ehrenamt wertvolle soziale Arbeit, u. a. für die Jugend, für die Gesundheitsprävention und für eine sinnvolle Familien- und Freizeitgestaltung leisten? Gerade diese Menschen würdigen Sie mit einer täglichen lokalen Sportberichterstattung (oder eben nicht). Und genau hierfür habe ich den GA in der Vergangenheit als Stammleser geschätzt und mich immer gut aufgehoben gefühlt - auch wenn ich inhaltlich natürlich nicht jeden Artikel toll fand. Trotzdem: ein Hoch auf Uwe Albrecht, Jörn Kozel & Co.!

Was mich besonders ärgert bei dieser Veränderung, ist Ihre verschwiegene Vorgehensweise, denn sollte es nicht komplett an mir vorbei gegangen sein, wurde die neue „Sport-Strategie“ vom GA niemals der Leserschaft erklärt oder kommentiert. Auch an einen Leserbrief zum Thema kann ich mich nicht erinnern. Oder sollte ich der letzte Dinosaurier sein, der sich an dieser Vorgehensweise stört und Ihnen unnötigerweise seine Meinung schreibt? Sicher nicht.

So richtig kann ich mir auch keinen Reim auf Ihre neue Strategie machen, außer natürlich einer angestrebten Kostenreduzierung. Neue, junge Leser werden Sie eher digital bedienen. Aber bei der älteren Leserschaft der knapp 60.000 GA-Fans, sind sicher nicht wenige dabei, die sehr ähnlich empfinden, wie ich und die sich eine Rückkehr zu einer deutlich umfangreicheren Berichterstattung über den Bonner Lokalsport im Print-GA sehr wünschen würden.

Als Hobby-Autor für die Handball-Homepage - www.tsv-bonn.de - erlaube ich mir diesen Leserbrief dort parallel zu veröffentlichen und hoffe, es mit Ihrer Reaktion ebenfalls tun zu dürfen.

Dafür vorab vielen Dank.

Mit sportlichen Grüßen
Peter Bitzer