Bonner JSG Spezial – Weihnachten 2022

Geschrieben von der Seleçã am . Veröffentlicht in News

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Leo und Kaylan nach Brasilien-Abenteuer zurück in Deutschland

Das war mal ein außergewöhnlicher Trip, den die beiden A-Jugendlichen, Leo Jochim und Kaylan Weber, im letzten halben Jahr erleben durften. Nach den absolvierten Abituren und der leider mit der Bonner JSG verpassten Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga, lockte die beiden talentierten Rückraumspieler die große weite Handball-Welt in Südamerika. Initiator der Geschichte war Leo, der neben der deutschen, bekanntermaßen auch die brasilianische Staatsbürgerschaft besitzt. Bei einem Besuch der Großeltern landete ein Video von Jung-Jochim’s Handballkünsten über drei Ecken beim Esporte Clube Pinheiro in São Paulo, einem der größten und renommiertesten Clubs in Brasilien mit großer Tradition, der 1899 - passender Weise von Deutsch-Brasilianern - gegründet wurde. Prompt knüpften die Handballer der Pinheiros Kontakt zu Leo und heraus kam dabei der coole Plan, den Großstadtclub im Brasilianischen Frühling 2022 als Spieler zu unterstützen. Auch JSG-Mitspieler, Kaylan Weber, der ebenfalls seine schulischen Verpflichtungen vorzeitig mit Bravour abgeschlossen hatte, fand großen Gefallen an dem sportlichen Copa-Abenteuer und schloss sich kurzentschlossen an. Vamos !

 

 

Ein kurzer Wikipedia Auszug lässt erahnen, was für ein südamerikanischer Sportriese der ECP darstellt:

Mit über 35.000 Mitgliedern ist der Verein heute nach eigenen Angaben der größte Vielzwecksportverein der südlichen Erdhalbkugel. Doch Sport ist nur eine Facette des Vereines. Der EC Pinheiro residiert heute auf 170.000 m² im nobelsten aller Viertel von São Paulo, Jardim Europa. Zum Vereinsgelände gehören ein Park mit altem Baumbestand, Sauna, ein Swimmingpool, zwei Dutzend Tennisplätze sowie Restaurants der ersten Kategorie, eine gut ausgestattete Bibliothek, eine Kinderbetreuungsstätte und Veranstaltungsräume.

 

Der EC Pinheiros bietet nahezu alle Olympischen Disziplinen für seine Mitglieder an, wobei besonders alle Mannschaftssportarten professionell auf höchstem Niveau betrieben werden, was zumindest die nationale Spitze bedeutet.

So lautete auch das forsch formulierte Ziel der rechtsrheinischen Globetrotter gar nicht unbescheiden:

„ … mit dem EC Pinheiros die brasilianische A-Jugendmeisterschaft im Handball gewinnen.“

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Aber wie das so ist mit Träumereien im Allgemeinen und sportlichen Träumen im Speziellen, kommt es oftmals ganz anders, als man sich das im Vorfeld selbst ausmalt.

Dabei waren die Rahmenbedingungen für die jungen Handball-Helden aus der sportlichen Provinz Bonn-Beuel tatsächlich geradezu paradiesisch. Kaylan und Leo waren in einem Stadtteil, unweit vom Vereinsgelände, im eigens vom Esporte Clube angemieteten Haus untergebracht. Konkret bedeutete das, neun junge Handballer (B- und A-Jugend) aufgeteilt in fünf Zimmern, zwei Badezimmern und einer Küche, wo auch gemeinsam gefrühstückt wurde. Das Ein- und Zusammenleben wurde den „Alemaos“ durch die freundliche und weltoffene Mentalität der Brasilianischen Mitbewohner sehr leicht gemacht. Schnell war die WG eingespielt, harmonisierte prächtig und es entwickelten sich sogar echte Freundschaften.

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Der Alltag unserer Hobby-Profis mit Touristen-Visum: Spätestens um 14:00 Uhr traf man sich auf dem weitläufigen Campus, wo es alles gibt, was das Sportlerherz begehrt. Alle Einrichtungen stehen den Mitgliedern zur freien Verfügung. Auch Leo und Kaylan konnten sich ihren Nachmittag mit individuellem Training frei gestalten. Oftmals gab es Meisterschaftsspiele oder Wettkämpfe auf dem Campus des EC, die begeistert wie lautstark begleitet wurden. Zum Essen traf man sich in einer großen Kantine, wo sich alle Sportler von Pinheiro bunt mischen. Am frühen Abend ging es dann zur täglichen Athletikstunde unter Anleitung und gleich anschließend zum Mannschaftstraining in die Halle. Dann Duschen, nochmal ausgiebig Kantine - und von vorne. Also ein höchst professioneller Tagesablauf.

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Brasilien 12Zurück zu den geplatzten Träumen. Nach nicht einmal einem Monat erwischte es Leo schwer. Bei einem Trainingsunfall riss ein Kreuzband und - nicht unüblich – waren auch der Meniskus und das Außenband in Mitleidenschaft gezogen. Thema „Copa do Brazil“ leider frühzeitig erledigt. Jammerschade. Glück im Unglück, dass der Esporte Clube auch medizinisch tadellos aufgestellt ist.

So begann der Unglücksvogel zeitig mit der Prehabilitation und auch die OP wurde nach kurzer Beratung mit der natürlich herbeigeeilten Mama Jochim noch in Brasilien bei einem anerkannten Kniespezialisten erledigt. Knie wieder geflickt, Reha lief und läuft nach Plan, Laune nach kurzer Zeit wieder bestens. São Paulo hat ja nicht nur exzellente Sportvergnügungen zu bieten. Zurück in Deutschland wird Sonnyboy Leo seine Reha diszipliniert zu Ende bringen und sich dann garantiert neue sportliche Ziele setzen.

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Probleme ganz anderer Art hatte Kaylan Weber zu bewältigen, denn er hatte große Probleme, sich an den Brasilianischen Spielstil zu gewöhnen. Der lange Schlacks von Halblinks, der maßgeblich in der Handball-Schule von Benninghoff-Lühl und Palmen geprägt wurde, in der einstudierte Auslösehandlungen zur Vorbereitung einer Torchance Usus sind, musste sich komplett umstellen auf den individuellen Handball der Brasilianer mit vielen 1:1-Situationen ohne große Ballzirkulation. Auch in der Verteidigung steht man viel offener, so bevorzugte man beim EC Pinheiro beispielsweise eine relativ offensive 5:1-Formation. Kaylan brauche lange, um sich in die teils komplett gegensätzlichen Abläufe einzufinden.

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Die nationale Meisterschaft der A-Junioren fand im Süden von Brasilien statt und wurde traditionell in Turnierform ausgetragen. Mit nur einer Niederlage im gesamten Turnierverlauf erreichte der Esporte Clube Pinheiro mit unserem Kaylan in den Reihen schließlich tatsächlich das Finale, wo man aber den Nordbrasilianern vom GHC do Piauí denkbar knapp in der Verlängerung unterlag. Erst danach wird in Brasilien die Regionalmeisterschaft im Ligabetrieb ausgetragen, wo sich die A-Junioren der Pienheiros leider erneut mit dem zweiten Platz begnügen mussten und Vizemeister des Bundesstaates São Paulo (über 22 Millionen Einwohner) wurden. Hier hatten ausgerechnet die „Lokalrivalen“ von Hercules Handebol aus Guarulhos/São Paulo die Nase vorn.

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Besser lief es dagegen für die U21 des EC, die das Double gewinnen konnte, also sowohl nationaler, wie auch regionaler Champion wurde. Auch in diesem Team durfte Kaylan Einsatzminuten sammeln und wurde neben weiteren A-Jugendlichen zur Entlastung eingesetzt. Etwas anders als geplant, aber tatsächlich Brasilianische Champions. Parabens! Macht sich gut auf den sportlichen Visitenkarten der Herren Jochim und Weber.

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Mit einem Sack voller Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen sind Leo und Kaylan schließlich in dieser Woche rechtzeitig vor Weihnachten wieder in Deutschland gelandet. Erstes Date nach einem flüchtigen Hallo zuhause? Ganz klar, das Mittwochtraining der Bonner JSG in der Ringstraße mit anschließender „Besprechung“ im Räumchen. Schön, dass Ihr wieder da seid!