Blaugelb today vom 05.04.2020
Ohne Ergebnisse - die Senioren
Die TSV als Trendsetter. Ein „Blaugelb today“ ohne einen einzigen geworfenen Ball? Da zog gestern sogar Bezahlsender „SKY“ nach und lieferte die Bundesliga Konferenz am Samstag pünktlich um 15:30 h als zusammen gewürfelte Konserve.
Handballverband Mittelrhein Amtliche Mitteilungen vom 31. März 2020
Wird aber tatsächlich noch ein Weilchen so gehen müssen, denn am Freitagnachmittag verbreitete sich der Inhalt der „Amtlichen Mitteilung, Sondernummer 1“ des Handball Verbandes Mittelrhein in der Szene wie ein Lauffeuer. Darin wurde das allgemein zu befürchtende Szenario amtlich bestätigt. Die Saison 2019/2020, ab Regionalliga abwärts, wird mit Wirkung 20. April beendet, es wird kein einziger Ball mehr geworfen. Das gilt für die Frauen, Männer und natürlich auch für die Jugend. Der Abstieg wird ausgesetzt, der Aufstieg soll verwirklicht werden. In welcher Form ist noch offen und bedarf noch der Klärung. Traurig, aber die einzig richtige Entscheidung, obwohl sicherlich noch reichlich Klärungsbedarf hinsichtlich der neuen Saison besteht.
Hingegen soll der nun folgende Rundblick, Teil II, über die allgemeine Gemengelage mit Bewertung durch die blaugelbe Vereinsbrille gar nicht so traurig ausfallen. Nicht nur für, aber diesmal inhaltlich ausschließlich über den Beueler Erwachsenenhandball.
Vorab aber der obligatorische Aufruf zu Solidarität, Vernunft und Disziplin.
„Schützt Euch und andere, bleibt zuhause!“
„Echte Fründe stonn (demnächst widder) zesamme!“
Die 4. und 5. Männer der TSV
Läge Beuel an der Algarve und nicht am Rhein, wäre der Fall im wahrsten Sinne sonnenklar. Denn mittlerweile gibt es im Süden Portugals eine Expat-Community, die mehr als 100.000 ältere Menschen umfasst und damit die ganzjährig milde Sonnenküste längst zum kontinentalen Rentnerparadies gemacht hat. Das El Dorado des Altherrenhandballs liegt aber keinesfalls in Faro oder Portimão, sondern an der Zentral-Beueler Ringstraße. Auch ist bislang nicht bekannt, dass die Trainer, Torsten Eberhard und Ralf Winterscheid, als stolze Kapitäne zur See durch die Straße von Gibraltar gekreuzt wären. Und doch navigierten Totti und Ralf (die gerüchteweise ihren Teams auch in der nächsten Saison wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen werden) die TSV-Kogge souverän auf die Plätze eins und drei der 2. BES-Kreisklasse, in der gemeinhin die ältesten Handballer etwas gemächlicher aktiv sind.
Dabei zündete die neu formierte „Fünfte“ in ihrem Premierenjahr wie ein fulminantes Feuerwerk. Insbesondere Alex Elbracht, Seb Gisbertz und zwei Generationen derer von Reiss spielten im milden Klima der „Liga der betagten Gentlemen“ bis zur unumstrittenen Meisterschaft ganz groß auf.
Nur ein paar Medenspiele entfernt, legte auch die „Vierte“ eine großartige Saison hin und zeigte dabei teilweise ganz großes Tennis. Hier zelebrierte nicht nur die unumstrittene Nummer eins der Setzliste, Dirk Bock, perfektes Surf & Volley, sondern es brillierten auch der toptrainierte Sandplatzspezialist, Jochen Sandenbusch, an der Seite seines kongenialen Doppelpartners, Guido Walgenbach.
Übrigens konnte die 2. Kreisklasse ihre Meisterschaftsrunde noch vor dem Shutdown komplett zu Ende spielen. Beide TSV-Teams werden garantiert auch zukünftig für reichlich Verwirrung jenseits der gegnerischen Neunmeterlinien sorgen, spätestens wenn die jetzige „Fünfte“ als „Vierte“ in der 1. Kreisklasse starten wird und die „neue Fünfte“ immer noch eine Etage tiefer in der 2. KK wirbelt. Is klar, oder?
Die 3. Frauen und die 3. Männer der TSV
Ungewöhnlicher Doppelpack in der Berichterstattung, weil einige Gemeinsamkeiten doch unverkennbar sind. So sind beide Mannschaften in der BES-Kreisliga unterwegs (gewesen). Und beide ausreichend breit aufgestellten Teams haben sich garantiert mehr von der Saison versprochen, als die Frauen mit dem 5. Platz (von 8) bei Abbruch und die Männer III mit Platz 10 (von 12, wobei Niederpleis II schon zurückgezogen hatte).
Ganz ehrlich? Den Ladies der Dritten hätte man schon etwas mehr zugetraut (selbst in den eigenen Reihen wurde vor der Saison sogar laut über einen Landesligaaufstieg nachgedacht). Doch immer wieder wechselndes Personal verhinderte schon früh im Spieljahr eine konstant gute Leistung. So war die Saison eher mit Enttäuschungen gespickt, mit einer chronischen Auswärtsschwäche und den beiden gar recht deutlich verlorenen Lokalduellen gegen Geislar I. Eines der wenigen funkelnden Highlights war da schon eher der fulminante Heimsieg gegen den späteren Abbruch-Champion, die SG Voreifel, als die Schützlinge der scheidenden Trainerin, Bibi Rohn, endlich einmal zeigen konnten „was eventuell möglich gewesen wäre“.
Solche Höhepunkte suchte man bei der Dritten leider fast vergeblich. Eigentlich bewegte sich das Team um Shooter Jason Delkov und Stimmungskanone Stani Schadrin allzu oft auf der Schneise: „gute Leistung, toll gekämpft, dicht dran gewesen - aber - leider wieder verloren“. Die letzten wichtigen Punkte holte die „Dritte“ Anfang Februar auswärts bei der Ollheimer Reserve. Insofern werden die Sandmänner & Co. zustimmen, wenn man sie vorsichtig als Profiteure des Saison-Abbruchs bezeichnet. Es wäre eng geworden - ohne Zweifel! Doch jetzt herrscht überraschend früh Planungssicherheit, auch, weil Trainer Ingo Walossek bereits klar und deutlich seine Zusage für die kommende Saison gegeben hat. Bemerkenswert zudem, dass Ingo sofort bei Einstellung des Trainingsbetrieb, auf seine Übungsleitervergütung verzichtet hat. Großer Sportsgeist!
Die 2. Frauen der TSV
Doch der erste Übungsleiter, der ebenfalls spontan auf seine monatliche Aufwandsentschädigung gegenüber der TSV verzichtet hat, war übrigens Frank Liepold von der Frauenreserve. Böse Zungen behaupten, dass der gute Frank in therapeutischer Fürsorge durchaus noch etwas länger Schmerzensgeld verdient gehabt hätte. Denn es war eine verkorkste Runde. Nur der Start gelang mit 4:2 Punkten und das auch noch mit zwei klaren Erfolgen gegen die lokale Konkurrenz aus Erftstadt und Godesberg. Alles schien gut zu laufen. Doch dann begann der beispiellose Sturzflug bis ans Ende der Oberliga für das Team, dass von ihren Aktivitätspunkten nicht erst seit dieser Saison eigentlich als die unumstrittenen Trainingsweltmeisterinnen der TSV gelten.
Wobei es für den 12. Tabellenplatz (von 12) einfache Gründe gibt. Der Ausfall von wichtigen Leistungsträgerinnen konnte selten bis nie kompensiert werden. So fiel Sophie Haski als wichtige Stütze lange verletzt aus, aber besonders das dauerhafte Fehlen von Kathi Heinemann war in der Analyse ein entscheidendes K.O.-Kriterium. Der restliche Kader entwickelte in Richtung gegnerischem Tor leider nie den nötigen Punch. Zur Wahrheit gehören allerdings auch ein paar unglücklich verlorene Punkte, so im wichtigen Heimspiel gegen Gelpe/Strombach II, als der K.O.-Treffer erst 10 Sekunden vor Schluss einschlug. Und hoffnungslos war die tabellarische Situation bei noch sechs ausstehenden Runden nun auch wieder nicht. Da wären mindestens vier Spiele „machbar“ gewesen. Jetzt also der Saisonabbruch, der für unsere Oberligafrauen dann doch den kampflosen Klassenerhalt bedeutet. So rechte Freude entfacht das zwar nicht, aber andererseits nehmen wir es, wie es kommt. Ein „Mangelhaft“ bleibt dem Team aber in der Gesamtbetrachtung leider nicht erspart. Es dürfte also garantiert sein, dass die Frauen II - sobald es irgendwie möglich sein wird - unter der bewährten Führung von Frank als eines der ersten Beueler Teams in den Trainingsbetrieb zurückkehren und alles daran setzen werden, den Nichtabstieg auch in der Sporthalle mit neuen Heldentaten zu belegen.
Die 2. Männer der TSV
Die Zweite hingegen wird sich (vermutlich) nach einem neuen Trainer umsehen müssen. Das liegt nicht daran, dass Coach Benni Maus nach nur einem Jahr an der Seitenlinie des Verbandsligateams wegen Erfolglosigkeit bereits in die Wüste geschickt worden wäre. Weit gefehlt, denn mit oder ohne Shutdown wäre der anvisierte Klassenerhalt geschafft worden. Nein, Benni wurde von Abteilungsleiter Markus Achenbach kurzerhand befördert und übernimmt mit Beginn der Wiederaufnahme der Handballgeschäfte (wann immer das auch sein mag) die Regionalligafrauen der TSV, doch davon später mehr. Seine Verbandsligamänner hatte Maus nach rund zwei Dritteln der Saison an das untere Tabellenmittelfeld herangeführt. Auch wenn das Team teils deutlich mit dem höheren Niveau der Liga zu kämpfen hatte, dominierte es andererseits doch recht deutlich in den wichtigen Duellen mit der abstiegsbedrohten Konkurrenz. So hamsterte sich die Zweite ein Punktepolster, das auch sportlich den Klassenerhalt gebracht hätte. Der neunte Tabellenplatz (von 14) nach dem 18. Spieltag, entsprach im Grunde genau den gezeigten Leistungen. Abstieg: auf keinen Fall. Hingegen auch zu schwach, für die obere Tabellenhälfte. In der Gesamtnote könnte das ein schwaches „Befriedigend“ gewesen sein, in jedem Fall aber ein „Ausreichend“ im wahrsten Sinne des Wortes. Highlights der kurzen Saison waren sicher das tolle Remis gegen den hoch eingeschätzten Stolberger SV und natürlich der verdiente Heimsieg gegen das Spitzenteam des MTV 1850 aus Köln. Wer zukünftig die Geschicke der Zweiten an der Seitenlinie übernimmt, ist momentan noch nicht geklärt. Chief Markus versucht das in arge Rotation geratene blaugelbe Personal-Karussell mit der ihm in die Wiege gelegten Bier-Ruhe (soweit Altbier überhaupt dazu beitragen kann) nach und nach zu entschleunigen und neu zu besetzen. „Ruhig, ganz ruhig.“
Die 1. Frauen der TSV
Vom Karussell abspringen wird In der nächsten Saison der Altmeister, Jochen Scheler. Auch Co Karl Bitzer wird (vermeintlich) in den handballerischen Vorruhestand versetzt. Die Spatzen haben es schon seit einiger Zeit von den Beueler Dächern gepfiffen. Coach Scheler hat im Handball allgemein und speziell bei der TSV alles mitgemacht und erlebt. Gerade auch bei den Frauen, mit denen es stets dramatisch und hoch emotional über die Regionalliga bis in die 3. Liga und wieder retour ging. Es entspricht genau Jochen‘s Charakter, die Beueler Mädchen nicht direkt nach dem Abstieg verlassen zu haben, sondern das Team nach ganz vielen aufregenden Momenten erst wieder in der 4. Liga neu zu sortieren, zu ordnen und gestärkt zu übergeben. Das ist gelungen. Auch wenn Lara Karatanassis zukünftig die Herausforderung in der 2. Liga beim HSV Solingen-Gräfeath an der Seite von Lieblingsfeundin Carina Senel annimmt, so bleibt die Beueler Erste doch ein richtig gutes Team. Mit den zu erwartenden Rekonvaleszenten und eventuell auch mit ein paar Neuzugängen, braucht einem nicht bange um das Frauen-Prime-Team der TSV zu sein. Und ob der Jochen komplett raus ist oder eventuell ja doch irgendwo an einer Beueler Ecke wo es brennt mit seiner Erfahrung mithilft, bleibt noch abzuwarten. Sein vorläufiger Abschiedskommentar liest sich warmherzig und wohltuend authentisch, wie fast immer:
„Ich mache das jetzt vier Jahre und die Mädels sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es ist wirklich ein sehr, sehr gutes Team mit hoher sozialer Kompetenz. Sie haben sich das Drittligajahr mehr als verdient und auch in der nun leider abgelaufenen Saison keine Auflösungserscheinungen gezeigt. Ganz im Gegenteil, bis zum Abbruch haben wir einige sehr gute Spiele gezeigt und einstellungsmäßig überzeugt. Es gibt viele Beispiele, wo nach einem Hoch der totale Absturz folgt. Dass das hier nicht passiert ist, trotz starker Veränderungen und dem Wegfall von Leistungsträgerin, ist eine tolle Leistung. Davor ziehe ich den Hut. Die Entscheidung nach dieser Saison aufzuhören ist mir schwergefallen, ich glaube aber, dass sie richtig ist.
Die weitere Entwicklung werde ich natürlich mit viel Interesse verfolgen. Ich freue mich auf die baldige Rückkehr von Charlotte und Fanzi, die unser Team enorm verstärken werden, natürlich auf Paula, die es noch einmal wissen will und mit einem Riesentalent ausgestattet ist. Die tolle Entwicklung wird auch mit Benni weitergehen. Mit Marie und Maja als Pfeiler wird diese Mannschaft in einer hoffentlich angstfreien und entspannten Saison 20/21 ganz, ganz oben mitspielen.
Bleibt gesund und hoffentlich bis bald, Euer Jochen!“
Tja, da bleibt mindestens ein Tränchen im Knopfloch. Die Frauen I der TSV beenden die historische Abbruchsaison auf einem guten vierten Regionalligaplatz, fernab von jeglichem Stress. Insofern kann sich auch die Abschlussnote nur im grasgrünen („GUT“) Bereich bewegen.
Die 1. Männer der TSV
Schulnoten? Verbieten sich eigentlich im harten Männerhandball. Bei Abbruch waren es 19:19 Punkte und damit nach immerhin 19 Runden (von 26) der 9. Regionalligaplatz (von 14). Leider war das ausgerechnet die schlechteste Platzierung der ganzen Saison. Der größte Teil der Ernte wurde bereits in der Hinserie eingefahren. Bedenkt man das anvisierte Saisonziel -„Klassenerhalt“ - und berücksichtigt dabei noch den dauerhaften Verletzten-Stand der Saison mit Luca, Maxi, Nils, Tim sowie teilweise leider auch mit Clemens und Julius, muss man schon ein mildes „Gut“, in jedem Fall aber ein voll „Befriedigend“ vergeben.
Es wird das Abschlusszeugnis von Trainer Röhrig werden, bevor Jung-David auszieht, um die weite Handballwelt zu erobern. Irgendwie blöd, dass er sich jetzt nicht in der Halle verabschieden kann. Letzter Spieltag, Heimspiel gegen Rheinbach mit dem Klassenerhalt im Kreuz - das wäre schon eine großartige Party geworden. Aber vielleicht ist das mit dem Abschiedsszenario auch sowieso großer Quatsch und ist zu verschmerzen, denn natürlich bleibt David quasi um die Ecke wohnen, wird oft bei seinen Kumpels (= jetziges Team, Anm. Red.) abhängen und seiner TSV nicht nur eng verbunden bleiben, sondern garantiert auch fallweise mit Rat und Tat oder sonst irgendwie behilflich sein.
So wie im Fall der eigenen Nachfolge, wo er Abteilungsleiter Markus bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer punktuell sogar assistierte. Leider bewahrheitet sich bislang die Prophezeiung vom Manager der lieben 7Hills-Nachbarschaft, Basti Hoffmann, der den Beuelern eine maximal steinige Findungsphase voraus sagte.
Abteilungsleiter Markus Achenbach indes nimmt es gelassen.
„Bislang hat es nicht gepasst. Mal lag es am Kandidaten, mal lag es an uns. Da werde ich nicht nervös. Vielleicht hilft uns in dieser Beziehung sogar die längere Unterbrechung. Wir finden eine Lösung. Auch, weil wir eine charakterlich erstklassige Mannschaft haben. Ausnahmslos alle Spieler haben nämlich mittlerweile ihren Verbleib bei der TSV zugesagt. Großer Sport! Noch Fragen?“
Der Beueler Handballchef ergänzt:
„Jetzt gilt es erst einmal gesund und unbeschadet durch die Krise zu kommen. Dann freuen wir uns irgendwann auf ein Comeback in der Sporthalle, werden David gebührend verabschieden und anschließend den neuen Coach unterstützen.“
Hört sich irgendwie doch wieder nach einem blaugelben Happy End an, oder?
„Echte Fründe stonn (demnächst garantiert widder) zesamme!“