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Der Spieltag in Blau und Gelb

Geschrieben von Stefan, Liam & Pete Cooperation. Veröffentlicht in News

Die Rückkehr der Jedi-Ritter

„PhD Candidate“ Stefan Müller belegt den Mythos Ringarena mit Fakten, Fakten, Fakten…

Müller Statistik

Heureka! Noch nie hat eine blaugelbe Spieltageinleitung genauer und gehaltvoller ins Schwarze getroffen. Und noch nie hat eine sportliche Homepage in der Handballszene am Mittelrhein oder sonst wo gar eine wissenschaftliche Analyse für ihren wöchentlichen Quatsch geliefert. Pünktlich zum lang ersehnten Comeback der TSV-Männer in ihrer geliebten „Großsporthalle Ringstraße im Märklin H0-Format“ an diesem Wochenende, lieferte das hoch arrivierte Trinity College Dublin nun sogar handfeste Beweise für die Heimstärke der Beueler Teams in ihrer porösen Stadtruine.

Müller Stefan Steff Müller

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Einmal TSV, immer TSV. Auch wenn der 26-jährige Stefan Müller bereits seit Mitte 2014 in Irland an der wundervollen Dublin Bay lebt und promoviert, so scheinen die rechtsrheinischen Gene immer noch und immer wieder zu 100% voll durchzuschlagen. Kein Wunder, agierte der elegante Spielmacher und zwischenzeitliche Schiedsrichter im damaligen Pesek´schen Förderkader doch zwischen 1999 und 2014 von den Minis bis zur sagenhaften Kreismeisterschaft der 3. Herren (für die er noch in diesem Jahr maßgeblich die Mannschaftstour vor Ort in Dublin organisiert hat) ausschließlich nur für die Turn- und Sportvereinigung von 1897 und 1907. Mit seinem Herzensverein feierte Müller im Jahre 2007 auch den größten Erfolg seiner kurz-knackigen Handballkarriere und wurde immerhin stolzer Vizeweltmeister der C-Jugend bei der damaligen Mini-WM nach einer knappen Finalniederlage gegen Französisch-Gummersbach immerhin vor 1.557 Zuschauern in der Köln-Arena.

Müller Hurling Dritte  TSV Hurling III

 

Bereits seit gälischer Grundsteinlegung im Jahre 1968 (tatsächlich nicht 1768), machen sich die TSV-Gegner aus Nah und Fern schon bei dem Gedanken an den muffigen Sport-Ground an der Beueler Ringstraße dünn ihre Turnhosen voll. Die typischen Attribute, die unsere Gäste immer wieder gerne mit dem „Bunker des Grauens“ in Verbindung bringen, sind Schmutz, Dreck, Kleber, Dunkelheit, Lautstärke, Enge, Beklommenheit, Unwohlsein bis hin zum Brechreiz, der Support mit dem typischen Beueler „Roar“, massive Schiedsrichterbeeinflussung und der unverwechselbare Geruch einer verruchten irischen Guinness-Schwemme bis hin zu: „ich will zurück zu meiner Mama!“

Alles nur Vorurteile? Dichtung oder Wahrheit? Mythos oder Fakt?

 Stefan Müller wollte das genau herausfinden und hat deshalb in einem Nebenprojekt mit Liam Kneafsey, einem Iren am Trinity College Dublin, jüngst ein Paper (https://muellerstefan.net/papers/ijpas_kneafsey_mueller.pdf) zum Einfluss von Spielen auf neutralem Boden auf die Gewinnwahrscheinlichkeit des favorisierten Teams veröffentlicht. Müller und Kneafsey haben dafür alle 3500 (!) Inter-County Gaelic Football- und Hurling-Spiele der vergangenen 10 Jahre analysiert und fanden eine starke Evidenz für die Annahme, dass der Favorit weniger häufig auf neutralem Boden siegt. Klingt plausibel und könnte in Konsequenz durchaus Auswirkungen auf die in Irland vieldiskutierten Reformen der Wettbewerbssysteme haben.

Gaelic Football gut und Hurling schön, aber selbstverständlich wollte Müller seine effiziente Statistikauswertung auch auf seine einzig liebreizende TSV angewendet wissen und hat sich daher überlegt, dass man recht unproblematisch auch SIS-Tabellen automatisch runterladen und diese Analyse in ähnlicher Form auf die rechtsrheinischen Handball-Spiele übertragen könnte. Gesagt, getan.

Herausgekommen ist dabei ein automatisiertes „Scraping“ von sage und schreibe 6560 Handballspielen zwischen 2010/11 bis 2017/18 unter Beteiligung von 585 Partien, in denen die TSV-Seniorenteams involviert waren. Sensationell! Und natürlich fanden sich hieb- und stichfeste, wissenschaftliche Belege für die ohnehin „dem Augenschein nach unbezweifelbare Erkenntnis“: Heimvorteil Ringarena!

So tauchen alle Beueler Seniorenteams (Frauen I bis III, Männer I bis IV) im Erhebungszeitraum mindestens einmal als absolut heimstärkste Mannschaft ihrer jeweiligen Liga auf. Dass bei den Männern in der Verbandsliga-Saison 2013/2014 auch der ASV Schwarz-Rot Aachen als Statistikprimus ausgewiesen wird, liegt aber vermutlich an einem Heimvorteil der ganz anderen Art. Eigentlich völlig unnötig, noch einmal zu erwähnen, dass damals „the Untouchables“ mit u. a. David Röhrig und Thommy Onnebrink hoch not peinlich auf dem spiegelglatten Parkett an der Neuköllner Straße ausgerutscht sind. Einen Querverweis auf die naheliegende Schlussfolgerung der allgemein brachialen Beueler Heimstärke auf den Querschnitt der Bier-Pipeline im nebenliegenden Räumchen und deren Durchsatz in Kubikmeter Bit-Granaten bzw. Sion-Karaffen, sucht man in Müllers Fleißarbeit übrigens verblüffender Weise vergeblich. Vielleicht eine kommende Aufgabe für einen ähnlich begabte Statistik-Studiosus?

Ansonsten liefert die „Akte Müller“ alles, was das Statistikherz zum Schmunzeln bringt. Danke Stefan, großer Sport! Wir wünschen gute Unterhaltung…

https://github.com/stefan-mueller/ringarena/blob/master/ringarena.md

Unterdessen schraubten die Zweite (leider vergeblich) und Erste (zwei weitere Pluspunkte) am Fortsetzungsthriller - „Die Rückkehr der rechtsrheinischen Jedi-Ritter“ - in ihrem eigenen TSV-Oldschool-Heimspieltag an der Statistikerweiterung im Schuppen an der Beueler Ringstraße.

 

HVM-LL: TSV 2. Männer – TuS Königsdorf 20:24 (6:12)

Egal in welcher Liga: gestern in der Kreisliga, heute in der Landesliga und Königsdorf morgen vielleicht in der Verbandsliga - mit einer Chancenverwertung, wie sie unsere Zweite am Samstagabend im vermeintlichen Spitzenspiel präsentierte, gewinnt man nur mit ganz viel Phantasie und/oder Dämlichkeit des Gegners etwas Zählbares. Der Frechener TuS war jedenfalls nicht so dumm und nahm deshalb hochverdient die Punkte aus der Ringarena mit nach Königsdorf. Und das vorläufig sogar ohne großartig Verbandsligareife nachweisen zu müssen. Die lediglich vier Treffer an Differenz unter dem Schlussstrich, schmeichelte am Ende nur der TSV, denn im Grunde war bereits in der 20. Spielminute beim 4:10 durch den nie zu kontrollierenden Clemens Brill eine gewisse Vorentscheidung gefallen und das Heimteam wandelte fortan eigentlich immer am Rande einer noch herberen Klatsche. Das die ausblieb lag eher daran, dass Königsdorf durchaus auch nicht makellos spielte - und - an Tarkan. Tarkan rutschte eigentlich eher durch die Schusseligkeit von Kollege Niklas in die Starting Seven, machte seine Sache aber richtig gut und hatte sogar noch Pech mit einigen unglücklich abgefälschten oder zweiten Bällen, bei denen Königsdorf einfach etwas wacher oder auch glücklicher im Rebound reagierte. Holger Elschner, der ebenso wie seine offensiven Mitspieler schlecht begann, konnte sich im Spielverlauf zumindest noch bis zu seiner Normalform steigern und half Tarkan nach Kräften bei der Schadensregulierung. Mitte der zweiten Halbzeit hatte sich die TSV sogar noch einmal auf minus Vier (13:17) verbessert, aber zwei zumindest umstrittene Zeitstrafen gegen Jens und Kai entpuppten sich fix zum endgültigen Genickbruch, denn nur vier Minuten später hieß es 13:20. Game over.

Auch wenn der defensive Matchplan der Beueler Trainer sogar vermeintlich aufging; mit der schon eingangs erwähnten „Werferei“ war diesmal leider nix zu holen. Gleichwohl ist Trainer Oliver Braun nicht zu Unrecht mit dem Saisonstart zufrieden: „Als Aufsteiger liegen wir nach knapp einem Viertel der Saison im oberen Drittel, dort haben sich die Spieler vor der Saison auch gesehen. Wenn wir weiter so gute Spiele abliefern und mal wieder die ersten drei Torwürfe treffen, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“

 

DHB-3. Liga: TV Alderkerk - TSV 1. Frauen 27:25 (14:14)

Entwickelt sich da etwa ein Fall für die Beueler Psycho-Couch? Gibt aber eigentlich keinen externen Grund dafür. Niemand ist böse, alle haben Respekt vor den Aufgaben in einer starken Liga und „alles kann“, aber „überhaupt nichts muss“. Möglicherweise machen sich die Beueler Mädchen aber höchst selber zu großen Stress und die eigenen Ansprüche sind für den Moment einfach noch zu wuchtig?

Dabei stimmte auch in Alderkerk die Richtung absolut. Die taktische Asurichtung, die spielerische Linie, die kämpferische Einstellung und auch der Teamgeist - alles gut, alles tipptopp. Nicht zufällig hatte die TSV genau darum bis zur 55. Spielminute auch die Szenerie in der Kerkener Vogteiei teils sogar deutlich dominiert. Die Rechtsrheinischen stellten das spielerisch bessere Team und waren erst fünf Minuten vor Ultimo sehr unglücklich zunächst in Unterzahl und anschließend erstmals in Rückstand geraten. Leider auch wenig verwunderlich, dass die Schlussminuten dann nervös und hektisch nicht mehr erfolgreich gestaltet werden konnten. Nun, etwas in Panik geraten, belohnte man sich dann leider doch und wieder nicht, für die stärkste Beueler Vorstellung in der 3. Liga bei einem bekanntermaßen sehr heimstarken Team, wie dem TVA. Bemerkenswert positiv - und daran sollten die Beueler Mädchen dann auch tatsächlich glauben - war, dass ihr Kollektiv tatsächlich beeindruckend funktionierte. Alle eingesetzten Spielerinnen hauten sich zu 100 % rein und sorgten nicht nur auf der Heimtribüne für deutliche (Be-)Verwunderung. Nicht weniger als neun verschiedene Torschützinnen sind dafür ein eindrucksvoller hieb- und stichfester Beweis.

Als Belohnung, nicht nur für ihre gute Moral, dürfen die Beueler Mädchen am kommenden Sonntag, 21.10.2018, in der eigentlichen Spielpause die Aufmerksamkeit der gesamten hiesigen Handballgemeinde auf sich vereinen. Um 16:00 Uhr steht dann in der für uns wiederum ungewohnten Umgebung im Godesberger Pennenfeld (Mallwittsteasse, 53177 Bonn-Bad Godesberg) der gewiss hoch interessante Vergleich mit der Bundesligareserve von Bayer Leverkusen auf dem Programm. Der nächste Versuch, etwas mehr als nur ein paar anerkennende Schulterklopfer zu kassieren.

 

WHV-RL: TSV 1. Männer – HC Wölfe Nordrhein 35:29 (18:16)

Bei allen negativen Adjektiven, die die olle Ringarena verdient oder unverdient auf sich vereint; sie kann auch punktgenau mit feinem Gespür für den Moment hoch emotional und manchmal sogar weise sein. Als Fabian Struif sich kurz vor dem Halbzeitpfiff schwer am Sprunggelenk verletzt hatte und nach langer Behandlung auf dem Spielfeld endlich in den Krankenwagen gebracht werden konnte, durfte der unglückliche Hightower kurz vor dem Transport in die UNI-Kliniken noch einmal in ein warmes Applaus-Bad der mitfühlenden Zuschauer abtauchen, die mittlerweile komplett auf den Platz vor der Halle versammelt waren. Vielleicht hat diese kleine, aber feine kollektive Geste den Fabian ja ein ganz klein wenig getröstet und ihm schon etwas Mut gegeben. Zu gönnen ist ihm in jedem Fall, dass sich die Geschichte tatsächlich als vielleicht etwas weniger schlimm heraus stellt, wie optisch zunächst zu befürchten war. Die für heute angesetzte MRT-Untersuchung wird Aufschluss darüber bringen.

Sonnenklar, die TSV-Familie drückt dafür natürlich alle Däumchen und wünscht Fabian alles, alles Gute und einen tadellosen Heilungsverlauf !!!

Ob mit oder ohne Strulle - es war aber auch ein wirklich gutes Regionalligaspiel, bei dem die Beueler Zuschauer nach der dramatischen Unterbrechung – und vielleicht auch genau deswegen - nochmals ein feines Gespür entwickelten und die Beueler Mannschaft bedingungslos unterstützten. Vorbildlich! Zunächst entwickelte sich eine beiderseitige wilde Ballerei, die in ihren Grundzügen an das erste TSV-Drittel in Korschenbroich erinnerte. Tolle, mutige Beueler Angriffe mit einem überragenden Florian Benninghoff-Lühl, aber leider auch mit wenig Zugriff in der Defensive inklusive einem fast gar nicht vorhandenen Torwartspiel. Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie noch rund 10 Minuten auf diesem vogelwilden Niveau, bis es dem nicht 100 % fitten Keeper, Micha Rieder, zu blöd wurde und er ab diesem Zeitpunkt doch noch entscheidend in die Partie eingriff. Denn fortan waren die guten Duisburger Wölfe, deren Coach Alexander Tesch sein Team fast ständig variantenreich veränderte, im Grunde chancenlos. Micha zeigte nun entscheidende Paraden hinter einer leicht korrigierten Defensivformation. Und seine Vorderleute behielten insbesondere die gute Angriffsleistung konstant bei und verteilten diese auf mehrere Schultern. Auch das ganz sicher ein entscheidender Faktor pro TSV gegen keinesfalls enttäuschende Gäste. Von links nach rechts lieferten insbesondere der brettstarke Julius Palmen, der blitzgescheite Nils Bullerjahn als „Brain“, der unaufgeregte Simon Röhrig und der mit eminenten Zug zum Tor ausgestattete Maxi Guhssens, in seinem bislang stärksten Auftritt im TSV-Trikot, für ein tolles Beueler Angriffsspiel, das sich verdientermaßen auch im Endresultat wiederspiegelte. Eine Sichtweise, die auch Headcoch David Röhrig bestätigte: „ Ja, auch ich bin zufrieden. Für meinen Geschmack natürlich zu viele Gegentore. Gerade Nicki, aber auch Robert, Tim und jetzt auch noch Strulle fehlen uns sehr in der Abwehr. Aber nach vorne war das wirklich ausnahmslos gut“, pflichtete Röhrig zu. Ein emotionaler Abend, bei dem man aber auch gut auf etwas Dramaturgie hätte verzichten können.