Die TSV-Saisonvorschau 2017/2018 - Die Männer I

Ausblick

Ende August, Anfang September geht der Blick schon längst wieder neugierig in Richtung des Saisonstarts 17/18 am 10. September (sonntags 17:00 h in Wahn). Höchste Zeit also und reichlich Grund genug für Online-Redaktion von tsv-bonn.de, sich einmal intensiv mit dem Beueler Headcoach, David Röhrig, über den aktuellen Stand unseres Paradeteams und ein wenig mehr Themen zu unterhalten.

 

tsv-bonn.de:
Du bist zwar ein Beueler Urgestein, gehst aber gerade erst in Dein zweites Jahr als Beueler Seniorentrainer. War die Vertragsverlängerung reine Formsache?

David Röhrig:
Jaein. Markus war natürlich mein erster Ansprechpartner, aber es gab durchaus auch eine andere interessante Option, die einem weiteren Engagement in Bonn ggf. im Weg gestanden hätte. Deshalb musste ich mit meinem „Ja“ ein wenig warten. Zu der Zeit haben Markus und ich uns aber regelmäßig ausgetauscht und er war immer über den Stand der Dinge informiert. Letztendlich freue ich mich sehr, dass ich noch mindestens ein Jahr weiter für die TSV arbeiten darf!

 

tsv-bonn.de:
Dich umgibt der Ruf eines "Handballbesessenen". Dichtung oder Wahrheit? Was treibst Du neben der TSV?

David Röhrig:
Neben der TSV bin ich ja auch noch für den TSV Bayer Dormagen als Jugendtrainer und seit einigen Jahren auch für den Handballverband Mittelrhein in der Talentförderung als Auswahltrainer tätig. Neben dem Masterstudium in Neuer Geschichte, dass ich im Frühjahr 2018 endlich beenden werde und einem Job als studentische Hilfskraft im Archiv der Universität, bleibt da tatsächlich nicht so viel Raum für andere Dinge.

 

tsv-bonn.de:
Wie war Dein Urlaub? Zeit zum Abschalten, eventuell sogar völlig ohne "Handball"?

David Röhrig:
Urlaub wäre eines dieser „anderen Dinge“ für die ich mir immer gerne Zeit nehme, um mich neu für den Handball zu motivieren. Da kann ich am Meer oder bei einer Städtereise schon ganz gut abschalten und lese beispielsweise sehr viel. Das hat dann in der Regel gar nichts mit Handball zu tun. Stimmt aber auch nicht ganz: Eines der Bücher die ich zuletzt im Urlaub über Ostern gelesen habe, war die Biographie von Dagur Sigurdsson, die ich wirklich nur empfehlen kann.
Bei Lukas Jungesellen-Abschied in Sofia haben sich die Jungs zudem über mich lustig gemacht, weil ich nur ein kleines Gepäckstück mitnehmen durfte und in dem hat sich natürlich noch meine Taktiktafel befunden. Die hab ich irgendwie immer dabei und habe sie im Griechenlandurlaub auch schon mal am Strand gezückt... Das ist aber die Ausnahme!

 

tsv-bonn.de:
Zum Thema! Wie lief bislang die Vorbereitung?

David Röhrig:
Schon etwas angenehmer als letztes Jahr, als wir lange Zeit ohne Halle und ohne Torhüter auskommen mussten. Zudem haben die Jungs mittlerweile ja eine Vorstellung davon, was ich mir taktisch vorstelle, sodass wir auf viel Bekanntes aufbauen konnten. Das erleichtert die Arbeit natürlich im Vergleich zum Vorjahr, als ich völlig neu war.

 

tsv-bonn.de:
Wie liefen die Testspiele? Legst Du großen Wert auf deren Ausgang?

David Röhrig:
Naja, wie du weißt, verliere ich nur äußerst ungern und das gilt natürlich auch in der Vorbereitung. Allerdings hänge ich dort Siege und Niederlagen nicht so hoch. Das liegt zum einen daran, dass man nie weiß in welcher Phase der Vorbereitung oder wie vollzählig der Gegner gerade ist. Schaut man sich zum Beispiel unseren recht souveränen Sieg gegen Aufstiegsfavoriten SG Ratingen an, muss man sofort dazu sagen, dass die SG erst viermal mit Ball trainiert hatte, während wir schon einen ganzen Monat im Training waren. In der Saison wird dieses Team völlig anders auftreten, also muss man das Ergebnis richtig einordnen. Außerdem richte ich in der Vorbereitung unsere Taktik nicht am Gegner aus, sondern danach was wir gerade testen möchten und lasse auch in völligen unbekannten Aufstellungs-Konstellationen spielen oder neue Ideen mehrmals ausprobieren, auch wenn sie im Wettkampf noch nicht funktionieren.

 

tsv-bonn.de:
Der große Umbruch hat ja erfreulicherweise nicht stattgefunden, aber wie schwer wiegen die Abgänge von Eric Bock, Enno Hachgenei, Christian Ridder und Deinem Bruder Christopher? Glückwunsch in diesem Zusammenhang an den glücklichen Onkel zur süßen Nichte Amelie!

David Röhrig:
Ja, da hat der Chrissi wirklich gute Arbeit geleistet. Die Kleine sieht ihm nämlich zum Glück kein bisschen ähnlich und scheint auch deutlich pflegeleichter zu sein als er.

Aber zum sportlichen: Bocki hat letzte Saison ja bereits größtenteils in der Zweiten gespielt, sodass er kein klassischer Abgang ist. Ab und an trainiert er sogar noch mit und geht den Jungs mit seiner galligen Spielweise auf die Nerven. Im Tor haben wir mit Michael Rieder tollen Ersatz gefunden, sodass ich guter Dinger bin, dass wir auf dieser Position genau so gut wie letztes Jahr aufgestellt sind. Die individuelle Qualität von Chrissi im Angriff und von Enno in der Abwehr werden wir dagegen sicherlich nicht eins zu eins ersetzen können. Aber wir haben uns interne Lösungen überlegt, wie wir die Abgänge kompensieren können: H.G. arbeitet zum Beispiel an seinem zweiten Frühling in der Ersten und wird diese Saison in erster Linie auf die Kreisposition rücken, was er mit viel Ehrgeiz und Willen angeht. Auch Robert schlägt sich dort erstaunlich gut. Die Situation dass Chrissi fehlt, hatten wir letztes Jahr verletzungsbedingt ja zudem schon relativ häufig, sodass wir daran gewöhnt sind. Außerdem ist Danny auf der Position sowieso eine Bank. Die Abwehrqualität von Enno werden wir auf mehrere Schultern verteilen: Tim wird sicherlich in seinem zweiten Jahr noch mehr in die Verantwortung rücken. Gleiches gilt für Nils, bei dem ich riesiges Potential für unsere offensiven Abwehrsysteme sehe. Und zu guter Letzt hat auch Jimmy die Herausforderung Abwehr angenommen und in der Vorbereitung sehr gute Leistungen auf der Halbposition in der 6:0 gebracht. Ich bin also guter Dinge, dass wir trotz der Abgänge einen tollen Kader zusammen haben.

 

tsv-bonn.de:
Wie machen sich die Neuen, Michael Rieder und Finn Pütz?

David Röhrig:
Micha bringt eine Menge Erfahrung auf der Torhüterposition mit, spielt eine super Vorbereitung und wird sich toll mit Jan ergänzen. Zwei ganz unterschiedliche Torhüter-Typen, aber genau das sollte sie im Gespann stark machen. Zumal beide großen Wert auf Teamgeist legen und sich tatsächlich als Team verstehen. Auch wenn ich nicht gerade als Torhüter-Freund bekannt bin: Auf der Position mache ich mir wirklich keine Sorgen. Finn hat sich trotz der einjährigen Pause nach seinem Kreuzbandriss hervorragend eingefügt. Als einziger Linkshänder im Team verschafft er uns in der Spielanlage auf Rechtsaußen neue Möglichkeiten. Da es aufgrund seiner schweren Verletzungen jedoch seine erste Saison im Herrenbereich ist, sollte man die Erwartungen an ihn auch nicht zu hoch stellen. Da werden sicherlich noch Rückschläge kommen, aber Finn ist clever und ehrgeizig genug, um damit umgehen zu können.

 

tsv-bonn.de:
Könnte sich personell sogar noch etwas am bekannten Kader ändern?

David Röhrig:
Ich bin hochzufrieden mit dem vorhandenen Spielermaterial. Aber wir schicken natürlich niemanden weg, der sich bei uns vorstellt. Gerade zu Semesterbeginn gibt es immer mal wieder noch einen überraschenden Trainingsgast. Bisher hat sich aber niemand gemeldet.

 

tsv-bonn.de:
Nach der fabelhaften Vorsaison, ist der Anspruch an Dein Team rund um die Ringstraße sicher ein wenig gestiegen und die Sichtweise gegenüber der Regionalliga nicht mehr ganz so demütig. Wie beurteilst Du die Spielklasse in ihrem zweiten Jahr?

David Röhrig:
Die Liga ist durch gleich zwei Absteiger nochmal deutlich stärker geworden. Hinzu kommt, dass beide Aufsteiger sehr ambitioniert sind. Gerade die HSG Siebengebirge geht mit großen Zielen in die Saison und möchte sich nach eigenem Bekunden schnell etablieren, um in den nächsten Jahren oben anzugreifen. Da es in diesem Jahr zudem mindestens drei, wahrscheinlich aber sogar vier Absteiger geben wird, ist der Druck in der ausgeglichenen Liga für alle Teams nochmal besonders hoch. Das werden auch wir deutlich zu spüren bekommen.

 

tsv-bonn.de:
Mit dem Abstieg der "Zweiten" und der damit verbundenen schwierigeren Festspielregelung ist der Weg für junge Seniorenspieler in die "Erste" nicht mehr möglich, oder? Ist der Abstand der beiden Teams nicht ohnehin viel zu groß?

David Röhrig:
Der Abstand hat sich in den letzten vier Jahren durch die unglaubliche Entwicklung der Ersten schon länger vergrößert. Das ist ja keine Erkenntnis die neu sein dürfte und nicht erst seit dem Abstieg der Zweiten Realität. Anderen Vereinen, wie Rheinbach, Siebengebirge und Opladen ist es da eher gelungen, den Unterbau schrittweise mitzuführen. Um unsere aktuellen Talente in der Zweiten mache ich mir aber keine Sorge. Sie finden dort gute Trainings- und Wettkampfbedingungen vor und nehmen auch schon regelmäßig an Einheiten und Testspielen der Ersten teil. Vielleicht kommt der ein oder andere Spieler ja sogar schon in diesem Jahr zu einem Einsatz in der Nordrheinliga.

 

tsv-bonn.de:
Was erwartest Du Dir persönlich vom Beueler Umfeld?

David Röhrig:
Ich würde mir wünschen, dass die Erste Herren ein wenig mehr Unterstützung erfährt. Zum Beispiel in organisatorischen Dingen, bei Auswärtsspielen oder auch in Sachen Ausrüstung. Trikots, Trainingsanzüge, Shirts etc. muss die Mannschaft beispielsweise seit Jahren selber bezahlen. Mir ist klar dass wir von der finanziellen Infrastruktur nicht mit den anderen Nordrheinligisten mithalten können und dass der Verein seinen eigenen, besonderen Weg geht. Das zeichnet die TSV aus und wird von der Mannschaft auch toll mitgetragen. Trotzdem könnten einige Dinge an die sportliche Entwicklung angepasst werden.

 

tsv-bonn.de:
Kurzer Ausritt in die Infrastruktur unseres Clubs. Wie siehst Du als Headcoach, aber auch als "alter TSV'ler" die Hallensituation?

David Röhrig:
Da weicht meine Meinung wahrscheinlich nicht wesentlich von der aller Beteiligten ab: Die Halle ist für die Zuschauer teilweise eine Zumutung und entspricht in keiner Weise dem was die Abteilung in den letzten beiden Jahrzehnten im weiblichen und männlichen Jugendbereich und anschließend bei den Seniorenteams auf die Beine gestellt hat. Ob sich daran in den nächsten 20 Jahren was ändert? Wünschenswert wäre es, aber ich glaube da sind andere Personen gefragt.

 

tsv-bonn.de:
Deine Meinung als TSV-Fan zur sportlichen Gesamtsituation der Handballabteilung?

David Röhrig:
Mit zwei Nordrheinligisten sieht es im Seniorenbereich wohl geradezu rosig aus, auch wenn die Frauen sogar Potential für noch mehr gehabt hätten. Auch in der Jugend scheint das Tal langsam durchschritten zu sein und es gibt wieder viele hoffnungsvolle Talente in der E- bis C-Jugend. Jetzt kommt es darauf an, ob wir diesen Spielern auch zukünftig die nötige Aufmerksamkeit schenken können, damit sie ihr Potential in der TSV voll entfalten werden. Dafür braucht es Hallenzeiten und vor allem viele engagiert und qualifizierte Trainer. Im Moment lastet der Aufschwung auf den Schultern Weniger. Aus meiner Sicht befindet sich die Handballabteilung also in einem komfortablen Ist-Zustand mit viel Potential für die Zukunft aber auch mit vielen Fragezeichen, ob das Niveau gehalten werden kann.

 

tsv-bonn.de:
Zurück zur Ersten. Die Aussichten für Dein Team? Mit Vizemeister Wahn auswärts, dann Rheinbach und Weiden nochmal in der Fremde - zudem vermutlich noch nicht in Bestbesetzung- kommt es ja zum Auftakt knüppeldick. Droht gar ein Fehlstart?

David Röhrig:
Die Möglichkeit besteht bei einem solchen Start natürlich, schließlich haben wir im letzten Jahr weder gegen Wahn noch gegen Rheinbach gewinnen können. Es kann also durchaus sein, dass wir im Herbst im Abstiegskampf stecken werden. Ziel muss es also sein, sich von dieser Zone zu distanzieren und von anfänglichen Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Durch die letzte Saison habe ich aber großes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Mannschaft und ich bin optimistisch dass wir auch in der Saison 2018/19 in der Nordrheinliga starten werden.

 

tsv-bonn.de:
Außerdem kommt es mit dem Aufstieg der HSG Siebengebirge ja noch zu einem weiteren, echten Derby. Haben Dir die "Strücher" gefehlt und hat Dich deren Aufstieg letztlich gefreut?

David Röhrig:
Ich persönlich freue mich riesig auf das Derby gegen Siebengebirge. Der Sonnenhügel aus meiner Sicht die schönste Halle der Liga, mit einem durchaus großen Zuschauer-Interesse, weshalb gerade das Auswärtsspiel sicherlich eines der Highlights der Saison wird.

 

tsv-bonn.de:
Die Regionalliga Nordrhein wurde auf 15 Teams aufgestockt, d. h. 28 satte Saisonspiele sind zu absolvieren. Vor- oder Nachteil? Wie fit ist die Truppe?

David Röhrig:
Das wird schon sehr lang und kräftezerrend für die Jungs. Andererseits haben wir einen sehr breiten Kader und jede Position ist gleichwertig besetzt, deshalb glaube ich nicht, dass die Aufstockung ein Nachteil für uns ist.

 

tsv-bonn.de:
Unvermeidliche Frage: wo landet die 1. Herren der TSV?

David Röhrig:
Wieder in der Nordrheinliga!

 

tsv-bonn.de:
Tipp zum allgemeinen Ausgang? Wer wird Meister, wer steigt ab?

David Röhrig:
Zum Abstieg möchte ich mich nicht äußern und einen echten Favoriten auf den Meistertitel habe ich nicht. Wahn, Langenfeld, Aldekerk und Ratingen werden den Anspruch haben, ganz oben zu stehen und haben dafür auch allesamt den richtigen Kader zusammen. Mein Geheimtipp auf eine absolute Topplatzierung ist zudem TUSEM Essen II – denen traue ich eine ganze Menge zu. Dahinter wird es ein breites Feld gegeben, das lange Zeit darum kämpfen wird, sich von den Abstiegsrängen zu distanzieren.

 

tsv-bonn.de:
David, wir danken Dir für das ausführliche (imaginäre) Gespräch und wünschen Dir und Deinem Team eine tolle Saison 2017/2018!

 

Die Mannschaft

TSV Bonn rrh. – Männer 1 – Saison 2017 / 2018

Spieler (Stand: September 2017):
Florian Benninghoff-Lühl, Nils Bullerjahn, Hans-Günter Labes, Robert Lauktien, Clemens Maeser, Moritz Meissenburg, Julius Palmen, Thomas Onnebrink, Finn Pütz, Niklas Rath, Michael Rieder, Simon Röhrig, Daniel Rohloff, Jan Schäper, Fabian Struif, David Terehov und Tim Wilhelms,

Sowie das Trainer- und Betreuerteam:
David Röhrig, Werner Rieder (Betreuer/Zeitnehmer), Peter Schurz (Zeitnehmer) und Peter Bitzer (Nanny).

 

Die Spieler

	Tor Nr. 16 Jan Schäper		Tor Nr. 12 Michael Rieder
	Tor Moritz Meissenburg		RM Nr. 3 Robert Lauktien
	RR Nr. 4 Simon Röhrig		RM / RR Nr. 5 Nils Bullerjahn
	LA Nr. 7 Julius Palmen		LA Nr. 8 Niklas Rath
	RL Thomas Onnebrink		RM Florian Benninghof-Lühl
	RA Nr. 11 Tim Wilhelms		RL Nr. 21 Clemens Maeser
	RL Nr. 36 Fabian Struif		KM / LA Nr. 44 Hans-Günther Labes
	LA / RA Nr. 89 David Terehov		KM Nr. 77 Daniel Rohloff
	RA Nr. 2 Franz Krohn
	Trainer David Röhrig
	Betreuer Peter Bitzer		Betreuer  Werner Rieder