TSV-Saisonvorschau 2016/2017 – Die "ERSTE"

Der Vorbericht

David meets Carsten

 

Dann fehlt im Reigen der Beueler Neuvorstellungen der Spielzeit 2016/2017 also tatsächlich nur noch die erste Männermannschaft, als vermeintlicher Höhepunkt dieser Serie. Und tatsächlich noch nie, agierte eine Mannschaft der TSV auf so hohem handballerischen Niveau, wie zukünftig unsere Parademänner in der funkel-nagelneuen Regionalliga Nordrhein. Zugegeben, es bleibt immer noch viertklassig, aber mit der Zusammenlegung der Oberligen Mittelrhein und Niederrhein, wird die neue Spielklasse deutlich aufpoliert. Insbesondere die acht Teams vom HVN machen schon sehr neugierig, aber auch der HVM bietet seine sechs besten Teams auf. Da ist absolut schon Hallenhandball der gehobenen Qualität zu erwarten. Und mittendrin, die olle TSV! Sosti, on fire: „Die läuten doch hier nicht zur Teestunde!“ 

Letztmals nutzen wir an dieser Stelle im Übrigen die Gelegenheit und weisen gerechterweise darauf hin, dass sich die Beueler Männer unter ihrem alten Trainergespann, Jochen Scheler und Karl Bitzer, als Sechstplatzierter absolut verdient und ausdrücklich regelkonform laut Ausschreibung für die Regionalliga qualifiziert haben. Das sie trotzdem, quasi bis zur letzten Sekunde um ihre Zulassung zittern mussten, war eher der Schusseligkeit der Gummersbacher Reserve geschuldet, die es trotz riesigem Potential bis zum allerletzten Siebenmeterwurf unnötig spannend machten, um ihren Drittligastatus zu bewahren. Dafür also vielen Dank, u.a. auch an den Ex-Godesberger, Sebastian Schöneseiffen und seine übrigen VfL-Mitspieler.Sosti, on fire: „Mit Rücksicht auf die VfL-Gemeinde gerade noch vier minus.“ 

Aber nun betreten die Beueler mit der Regionalliga ultimativ ein neues, unbekanntes Spielzimmer und auch das Team hat mit behutsamer Personalergänzung ein etwas neues Gesicht erhalten. Vornweg natürlich mit David Röhrig einen neuen Cheftrainer und an seiner Seite als Co, Eric Bitzer, die gemeinsam den ewigen Jochen plus Papa Karl als Duo an der Seitenlinie - hoffentlich - mindestens so kompetent und engagiert ersetzen.   

Die beiden Neutrainer vorzustellen, ist sicher halbwegs unnötig, da beide echte Beueler Urgesteine sind und mehr als nur eine Duftnote von Stallgeruch mitbringen. Der bald dreißigjährige Eric, ließ für seine neuen Aufgaben auf der Funktion(är)sebene sogar seinen möglichen Platz auf dem Spielfeld sausen und interessiert sich mehr und mehr für das große Ganze im Handballstaate rechtsrheinisch. Die sportliche Geschichte von David als vermutlich jüngstem Cheftrainer weit und breit, ist ja bekanntlich fast schon kitschig tragisch. Gleich fünf Kreuzbandrisse zwangen den gerade einmal Fünfundzwanzigjährigen vom Spielfeld. Nicht erst seit diesem Tag denkt Röhrig strategisch für seine Spieler und bastelt ehrgeizig an seiner Trainerkarriere. Als vorläufigen Höhepunkt darf er nun mit vielen seiner ehemaligen Mitspieler und nicht zuletzt auch mit seinen beiden Brüdern, das Abenteuer in der Regionalliga Nordrhein als Hauptverantwortlicher bestreiten.  Sosti, on fire: "Es wird das Fleisch nicht müde unterm Handball." 

Die Vorfreude darauf wächst mittlerweile stündlich im Beueler Lager. Die TSV-Gemeinde ist gespannt auf prickelnde Handballspiele gegen bärenstarke neue und bekannte Größen auf anspruchsvollem Niveau. Höchste Zeit, um einen gründlichen Blick in die nähere Vergangenheit und besonders in die Zukunft zu wagen. Einfach den sportlichen Puls der "Ersten", wenige Stunden vor dem ersten Anwurf, fühlen. Und wer anders könnte den Herzschlag und die biometrischen Kurve der Beueler Männer besser ertasten, beschreiben und abspeichern, wie Jung-David als Cheftrainer höchstpersönlich? So haben wir den Burschen also live befragt und versucht, ganz tief „inside“ zu bohren. Manches hat uns Röhrig verraten, manches blieb aber logischerweise auch hinter der Kabinentür verschlossen. Wer den Trainer kennt, wird nur zu genau wissen, dass er alles andere als ein Dampfplauderer ist. Seine Statements (abseits vom Spielfeld) kommen meist cool, immer gestochen analytisch und werden nicht selten bedacht emotionslos platziert. Im Grunde also, genau der falsche Stoff, aus dem eine launige Saisonvorschau gestrickt sein sollte.Sosti, on fire: „Sein Pathos, seine Hingabe sind ungewöhnlich und des Merkens würdig. Man möchte ihm zurufen: Halleluja, David! Halleluja, TSV Bonn!“ 

Und darum kommt genau an dieser Stelle dieser gewisse Carsten ins Spiel und soll dem folgenden lokalen Handball-Interview mit seinem geistigen Wallkürenritt den nötigen emotionalen Pfiff geben. Denn gemeint ist natürlich kein anderer, als der einzigartige „Verbal-Hippologe“, Carsten Sostmeier, den zurzeit wohl besten und emotionalsten Deutschen Sportreporter weit und breit.

Schon lange vor den olympischen Spielen in Rio hingen nicht nur die Reitsportfreunde geradezu magisch an Sostis Lippen. Auch wenn er mit seinem „seit 2008 wird zurückgeritten“ schon mal weit über das Ziel hinaus galoppiert ist, sind seine übrigen Reportagen schlicht in die Kategorie absolute Weltklasse einzustufen. Nicht von ungefähr lautet Sostmeiers Spitzname „Sosti, on fire“. Ein großer Könner, dem meine tiefe Verehrung gilt. Fast könnte man ich anflehen:

„Sosti, komm doch zum Handball !!!“

Doch weil dieses Flehen garantiert nicht erhört wird, „weil wenn man ihm die Reiterei wegnähme, wäre das so, als würde man ihm das Herz rausreißen“, leihen wir uns lediglich ein paar seiner (leicht abgewandelten) markanten Sprüche und garnieren damit die aktuelle Situationsbeschreibung der TSV-Ersten…Sosti, on fire: „Eigentlich sollte die Vorbereitung ja auch eher der Flug der Argonauten als eine Kneippkur sein.“ 

Der junge TSV-Trainer beurteilt die Situation in seinem neuen Aufgabengebiet bislang durchaus positiv, wobei er zugibt, dass es auch schon ein paar nicht so prickelnde Phasen gab. "Besonders der Anfang war natürlich nicht so einfach, wenn du neben einem neuen Abwehrsystem, auch noch körperliche Grundlagen legen musst", gibt Röhrig zu. "Da hat sogar die gute alte Brückenrunde eine unerwartete Renaissance erfahren. Welches Team macht das schon gerne? Aber die 3:2:1-Deckung brauchen wir aus meiner Sicht einfach als 2. taktische Deckungsvariante, die wird noch wichtig werden. Dennoch war die Kennenlernphase sehr positiv, denn die Mannschaft hat die Aufgabenstellung verstanden und ohne zu murren umgesetzt."Sosti, on fire: "Leute, so langsam wird's lächerlich, wir sind doch hier nicht beim Büchsenschießen auf der Kirmes!" 

Sicher gab es in der Geschichte der TSV schon Saisonvorbereitungen, die von den Rahmenbedingungen wesentlich bessere Voraussetzungen geboten haben. Doch der eigentlich als Perfektionist verschriene David gibt sich auch hier gelassen. "Richtig schlecht waren im Juni und Juli eigentlich nur unsere Spiele, aber das war eben auch dem neuen Deckungssystem geschuldet, was wir zwingend in Praxis ausprobieren mussten. Ist ein Team dann auch noch zusätzlich körperlich nicht auf der Höhe, geht so ein Testspiel halt auch mal richtig daneben." Dass auch die Hallensituation (Ringarena mehrere Wochen geschlossen) sowie das sich anschließende Kleberverbot alles andere als optimal auf die Vorbereitung ausgewirkt hat, verschweigt der Coach großzügig. "Richtig genervt hat mich, das unsere für die Saison eingeplanten Torhüter quasi überhaupt nicht zur Verfügung gestanden haben. Das war mit Christian und Jan zwar so abgesprochen, aber trotzdem ein riesen Handicap. Darum gilt auch noch einmal ein riesiger Dank an Andre, Jecka und die übrigen Keeper, die das Vakuum so gut es geht ausgefüllt haben. Mittlerweile hat sich aber auch diese Situation entspannt, auch, weil wir mit Moritz einen stabilen dritten Torwart hinzu gewonnen haben. Trotz dieser Unwägbarkeiten, war es überragend, wie diszipliniert und erwachsen die Mannschaft damit umgegangen ist."Sosti, on fire:  "Was einmal in die Hose gegangen ist, kann nicht mehr geradegebügelt werden." 

Nicht nur wegen der etwas holprigen Vorbereitung, glaubt David Röhrig sein eigenes Team in einer krassen Außenseiterrolle. "Da kommen schon richtige Hausnummern auf uns zu. Die fünf Teams aus dem Mittelrhein waren im letzten Jahr allesamt vor uns und aus dem Niederrhein kommen Vereine, mit fast schon professionellen Strukturen auf uns zu. Die holen beispielsweise noch zwei Wochen vor Saisonstart neue, positionsgerechte Spieler. Da hinken wir, gewollt oder ungewollt, allein in der finanziellen Infrastruktur hinterher." Gefragt nach der Beurteilung seines Kaders, funkeln bei David die Augen. Zu jedem einzelnen Spieler könnte er ein detailliertes Profil erstellen, belässt es aber bei der (vorsichtigen) Einschätzung seiner Neuzugänge, nicht ohne vorher den kurzfristigen Weggang von Niklas Funke (studienbedingt nach Düsseldorf) zu bedauern. „Schade, der Niklas war dabei, zu einem echten Bollwerk im Mittelblock zu werden.

„Gut, dass wir mit Fabian Struif schnell hochwertigen Ersatz gefunden haben. Der Bursche hat nicht nur als Defender richtige Qualität.“ Sosti, on fire: „Der ist fabianhaft.“ 

„Tim Wilhelms wird selbst vermutet haben, dass der Sprung aus der Landesliga ziemlich steil sein wird und hätte vielleicht nicht gedacht, ausgerechnet auf der rechten Angriffsseite zu landen. Doch nach einer kurzen Irritationsphase macht der Tim das jetzt richtig gut. Auch im Abwehrspiel hat er deutlich zugelegt.“Sosti, on fire: „Und hier ist Wilhelms, im Moment noch beim Verkappungsvorgang.“ 

Trotz der großen Regionalliga-Euphorie, wird der Nachwuchs im TSV-Paradeteam nicht vernachlässigt, denn wenn der Eindruck nicht ziemlich täuscht, werden auch alle drei Youngster zumindest einen Platz im Kader finden, was dann immerhin einer Beueler Besetzungsquote von über 50 % entsprechen würde. Wobei natürlich im harten Tagesgeschäft abzuwarten bleibt, wieviel Einsatzzeiten man gerade den Handball-Fohlen im schweren Ligaalltag tatsächlich bieten kann. Doch genau für solche Junioren ist ja die Festspielregel sinnvoll gelockert worden.Sosti, on fire: „Und behauptet keiner zu schlechter Letzt, die Jungen hätten einen braunen Strich in der Hose." 

„Bei Nils Bullerjahn wussten wir anfangs nicht so recht, wie wir ihn einschätzen sollen. Blutjung und etwas schmächtig, hat aber immerhin JHBL-Einsätze in der Visitenkarte stehen“, meint sein neuer Trainer. „Doch der Junge hat was, etwas unorthodox, aber mit gutem Auge und tollem Spielverständnis. Der könnte uns noch viel Spaß machen.“Sosti, on fire: „So muss Mozart mit verbundenen Augen Klavier gespielt haben.“ 

Das gilt unbedingt auch für Clemens Maeser, der zurzeit noch seinen Urlaub genießt. Trotzdem wird ihn David wohl im Kader belassen. „Vom Clemens gibt es Video-Zusammenschnitte mit Szenen, die ihn als Genie direkt in die Bundesliga katapultieren würden, aber eine Sequenz später auch nahe am sportlichen Wahnsinn agieren sehen.“Sosti, on fire: "Röhrig macht sich seine Pferde selber." 

Großer Gewinner der Vorbereitung ist sich auch das TSV-Eigengewächs, David Terehov, dem wohl die wenigsten in seiner ersten Seniorensaison den Sprung in die Erste zugetraut hätten. „Der Dodo war enorm trainingsfleissig, hat sich den Arsch aufgerissen und außerdem in den letzten zwei Jahren enorm an Qualität zugelegt“, lobt ihn sein Coach.Sosti, on fire: „Dodo nimmt wahrlich nicht den Weg der Angsthasen, den der blassen Nasen.“ 

Wie denn nun die Erwartungen an sein Team wären, wollen wir wissen. Hosen runter, Röhrig! „Abstiegskampf – auf nichts sonst haben wir uns eingestellt. Nochmal: ich sehe uns als krassen Außenseiter in der Regionalliga Nordrhein und wir dürfen auch nicht nervös werden, wenn es eventuell zu Saisonbeginn noch etwas holprig läuft.“ Sosti, on fire: „Die Chance der TSV in der Regionalliga etwas zu reißen, ähnelt der, mit gekochten Spaghetti Mikado spielen zu wollen.“ 

Und die Stimmung? „Ist richtig gut. Ich habe den Eindruck, dass da schon ein echtes Team zusammengewachsen ist. Zudem haben uns gut und richtig intensiv vorbereitet. Jetzt hoffen wir noch, dass die Blessuren bei Jimmy und Flo bis zum ersten Spieltag kein Thema mehr sein werden.“ Damit wäre eigentlich alles geschrieben. Dem BHC II und allen übrigen Gästen in der Beueler Ringstraße ein herzliches Willkommen, allen Teams eine gute und verletzungsfreie Saison, der TSV viel Erfolg…Sosti, on fire: "Laß sie fliiiiiieeeeeegen! Meine Neeeeeeerven! Laß sie fliiiiiiiieeeeeeegen!"

Die Mannschaft

TSV Bonn rrh. – Männer I – Saison 2016/2017 

 

Spieler (Stand: September 2016):

Florian Benninghoff-Lühl, Eric Bock, Nils Bullerjahn, Hans-Günther Labes, Clemens Maeser, Moritz Meißenburg, Thomas Onnebrink, Julius Palmen, Niklas Rath, Christian Ridder, Christopher Röhrig, Simon Röhrig, Daniel Rohloff, Jan Schäper, Fabian Struif, David Terehov und Tim Wilhelms.

Sowie die Trainer:

David Röhrig und Eric Bitzer.

Die Spieler

TSV Bonn rrh. 1. Herren  - Nordrheinliga