Die große blaugelbe Sommer-Edition: Saisonvorschau 2024/2025
„Hebemus Papam“ ! Wir haben einen neuen Handballpapst.
Abteilungsleiter Rudi Aubermann im XXL-Interview zur Lage der blaugelben Nation
Ein rechtsrheinischer Sommer ohne Handball Sonderberichte? Undenkbar! Alle Jahre wieder - auch 2024. Die Bonner Handballer der TSV & Genossen stellen ihre Teams und prägenden Köpfe vor.
Ab sofort bis zum Saisonstart (Wochenende 07./08. September 2024) stopfen wir wieder das große Handball-Loch mit jeder Menge an Infos rund um die Mannschaften im blaugelben Mikrokosmos. In Zeiten von gewachsenen und heranwachsenden Jugendspielgemeinschaften nicht immer ganz einfach den Überblick zu behalten.
www.tsv-bonn.de hilft Euch dabei in bewährter Form - faktisch - aber immer auch mit einem Augenzwinkern und selten komplett ernst gemeint.
Zu erzählen gibt es tatsächlich wieder jede Menge. Wechsel an der TSV-Abteilungsspitze, neue Trainer bei vielen Mannschaften - inklusive der beiden Paradeteams. Ligareform unter neuer Verbandsflagge. Und die Bonner Jugend legte erneut ein furioses Qualifikations-Frühjahr hin.
Wohin führt also der Weg ihrer Majestät, der TSV? Gezeitenwende am Rhein - oder - wie so oft, erneute eine Handball-Renaissance in Beuel-Mitte?
„Keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Das geht voran!“
Die blaugelbe Saisonvorschau, freu Dich drauf! Nur hier. Nur exklusiv bei www.tsv-bonn.de
Heute:
Abteilungsleiter Rudi Aubermann im XXL-Interview zur Lage der blaugelben Nation
Hallo Rudi! Die obligatorische Freizeitfrage vorab: konntest Du Dich als bekennender Fan und Dauerkarteninhaber von Bayer Leverkusen gut von den ausschweifenden Feierlichkeiten im Frühjahr erholen? Was hast Du alles live mit der Werkself erlebt?
Hallo alle zusammen, hallo Peter! Ich war natürlich im Stadion, als gegen Bremen die erste Meisterschaft eingetütet wurde, ebenfalls zur Übergabe der Schale am letzten Spieltag, ist doch klar. Als „Zückerchen“ habe ich auch den DFB-Pokalsieg in Berlin live miterlebt, das war schon einmalig.
Nach der Siegesserie mit Bayer, dann letzte Woche noch der Triumph mit Deiner einstimmigen Wahl vom Stellvertreter zum Handball Abteilungsleiter der TSV Bonn rrh. Hand aufs Herz! Hättest Du Dir Ende der Neunziger Jahre ernsthaft vorstellen können, als Du vom damaligen Verbandsligisten Rheinbach nach Beuel gewechselt bist, dass Du im Sommer 2024 in der Reihe nach Gerd Flory und Markus Achenbach auf dem Chefsessel der Handballer sitzen würdest?
Auf gar keinen Fall! Ich muss gestehen, dass ich zu meiner aktiven Zeit über eine lange Strecke eher die Einstellung hatte, dass der Verein - quasi als „Blackbox“ – einfach zu funktionieren hatte und habe das auch nicht groß hinterfragt. Erst nach meinem Wechsel zur TSV hat sich meine Wahrnehmung nach und nach geändert und mir ist immer deutlicher geworden, dass ohne all die Ehrenamtler im Hintergrund überhaupt nichts laufen würde. Am Ende dieses Erkenntnisprozesses steht nun die Abteilungsleitung – kneif mich mal 😉
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass hier ein paar Mitglieder und aktuelle Leser von www.tsv-bonn.de unterwegs sind, die Dich nicht live als wurfgewaltigen Kanonier auf der halblinken Position in Deiner aktiven Zeit erlebt haben. Mag der frisch gekürte Abteilungsleiter der TSV hier die Gelegenheit nutzen, um sich ein wenig vorzustellen?
Na klar – ich bin 53 Jahre alt, im Bonner Umland (explizit St. Augustin und Siegburg) groß geworden, spiele seit dem 12. Lebensjahr Handball und bin beruflich in der IT-Branche (SAP-Consulting) unterwegs. Bei der TSV bin ich seit 1998 am Start, zunächst als Spieler, später als Trainer und nun also als Funktionär.
Du bist sehr eng mit Deinem Vorgänger Achenbach befreundet und es dürfte klar sein, dass er Dich zur Amtsübernahme ermuntert hat. Wie schätzt Du es ein? Wird Markus jetzt komplett von der Handballbühne abtreten oder wird er Dich und die TSV weiterhin mit seiner Expertise und seinem Netzwerk unterstützen?
Ohne zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern zu müssen: Markus war in einer desolaten Verhandlungsposition, als es um seine Nachfolgeregelung ging 😊. Ich hätte mich niemals zur Wahl gestellt, wenn er seine Unterstützung im Hintergrund nicht zugesagt hätte. Aber nicht nur deswegen bin ich mir sicher, dass er uns beratend erhalten bleiben wird: Markus hat mir nämlich signalisiert, dass er – inspiriert durch die „Special Olympics Landesspiele Bonn 2022“ – plant, die Sparte „Inklusiver Handballsport“ in der TSV-Handballabteilung zu etablieren. Es soll noch in diesem Jahr losgehen, aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten...
Durch Deine Lebenspartnerin auf vier Pfoten, Miss Ellie, bist Du ziemlich gebunden. Wird es den Abteilungsleiter Rudi gar nicht in Präsenz geben?
Darauf bin ich schon auf der Abteilungsversammlung etwas eingegangen: Richtig ist, dass ich nicht so oft in der Halle sein kann, wie Markus es in der Vergangenheit praktiziert hat. Aber so ganz zum Geist werde ich sicher nicht.
Was glaubst Du, werden Deine wichtigsten Aufgaben? Oder anders gefragt, hast Du konkrete Ziele?
Grundsätzlich funktioniert unsere Abteilung dank unserer sehr engagierten Warte und Übungsleiter recht gut, was sich letztlich auch in den sportlichen Ergebnissen widerspiegelt. In Details sehe ich trotzdem noch „Luft nach oben“, z.B. in der internen und externen Kommunikation. Als neue Aufgabe kommt sicherlich die Gründung der weiblichen JSG zur kommenden Saison hinzu, da können wir zum Glück schon auf die Erfahrungen aus dem männlichen Bereich zurückgreifen. Und ein Thema, welches mir immer wieder aufgefallen ist, aber nie so richtig angepackt wurde, sind die Schiedsrichter. Wir haben definitiv zu wenige Schiedsrichter im Verein, obwohl wir doch alle wissen, dass wir sie brauchen. Hier gibt es die Idee, mit einem Schiedsrichterwart, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht, aktiv in allen Altersklassen nach Interessenten sucht und somit das komplette Schiedsrichterwesen ein bisschen näher an das sonstige Abteilungsgeschehen heranführt.
Du hast in den vergangenen Jahren als stellvertretender Abteilungsleiter schon einige Dinge bei den Handballern in Abstimmung mit dem Gesamtverein strukturiert. Wie ist allgemein Dein Verhältnis zum Vorstand der TSV?
Ich bin begeistert, wie gut man mit Vorstand Achim Büsch und Finanzchef Ralf Winterscheid zusammenarbeiten kann. Ich hoffe, es beruht auf Gegenseitigkeit, aber von meiner Seite: tadellos!
Kommen wir zum Kerngeschäft, dem Handball. Markus hat Dir diesbezüglich ein geordnetes, gesundes und blühendes Feld bestellt und übergeben. Er war ja lange auch in Personalunion als Männerwart tätig. Planst Du ähnliches im operativen Geschäft?
Nee, den Männerwart macht jetzt der Fischi 😉
Die Regionalliga Männer haben im letzten Jahr einen fantastischen dritten Platz in der vierten Liga erreicht. Nun ist aber Trainer Frank Berblinger weg, zudem sind einige verdiente Spieler in den Ruhestand gewechselt. Florian Benninghoff-Lühl übernimmt als Coach, der mit voller Überzeugung auf die verbliebene Truppe und den Nachwuchs setzt. Zudem wird die Liga gewiss nicht schwächer. Wie schätzt Du die Situation ein? Müssen sich die Fans Sorgen machen?
Ich bin zunächst sehr froh, dass Florian Benninghoff-Lühl die Nachfolge von Frank antritt. Ein Eigengewächs mit dem TSV-Gen, ein langjähriger Leistungsträger der 1. Männer und hochqualifizierter, erfolgreicher Jugendtrainer übernimmt die Mannschaft. Könnte alles viel schlimmer sein. Was die sportlichen Ambitionen angeht: kein Druck aus meiner Sicht, lasst die Jungs mal in Ruhe arbeiten.
Ähnliche Situation bei den Regionalligafrauen. Dort haben mit Maja Klingenberg und Paula Ohm gleich zwei Beueler Legenden ihre aktive Karriere beendet und wechseln als sportlich Verantwortliche an die Seitenlinie. Werden die Beiden den Laden im Griff haben?
Auch hier kann ich nur auf die Tatsache verweisen, dass mit Maja und Paula zwei Ur-TSV`lerinnen die Verantwortung übernommen haben. Beide sind erfahrene und ebenfalls hochqualifizierte Handballerinnen und Trainerinnen, denen ich es locker zutraue, ihren Aufgaben souverän nachzukommen.
Durch die Ligareform im neuen Handballverband Nordrhein, spielen mittlerweile auch die Frauen II und Männer II der TSV sehr ambitioniert in der Oberliga. Wie siehst Du deren Chancen und Perspektiven?
Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass die sportliche „Liga-Lücke“ zwischen den 1. und 2. Mannschaften geschlossen wurde, was tendenziell für mehr Durchlässigkeit sorgen kann. Auch für Neuzugänge oder Spieler, die aus den Jugendmannschaften kommen und nicht sofort den Sprung in die Paradeteams schaffen, ist ein Oberligateam sicherlich auch attraktiv. Was die sportlichen Aussichten angeht, wage ich keine Prognose, aber auch hier: kein Druck, wir sind nicht der FC Bayern 😉
Was viele vielleicht nicht mehr wissen: Du warst auch viele Jahre erfolgreich als Trainer in Beuel (Frauen und Männer) tätig. Dürfen sich die „Hobbyteams“ der TSV vor diesem Hintergrund weiterhin auf stabile Verhältnisse verlassen?
Ja klar, gerade, weil ich selbst als Hobbytrainer der 3. Männer tätig war, kenne ich die Problematik der „sonstigen“ Mannschaften, die immer etwas unter dem Radar fliegen. Im Seniorenbereich sind wir mit drei Frauen- und fünf Männermannschaften längst schon über der Kapazitätsgrenze unserer Ringarena angelangt, ein Befreiungsschlag wäre hier nur durch den geplanten Hallenneubau zu erreichen.s es aber so weit ist, werden wir weiter versuchen, gute Kompromisse zu finden, mit denen alle Beteiligten leben können.
Stichwort „Warte“. Hier steht Dir ja bekanntlich mit Kathi Gerkum (Frauen), Daniel Fischer (Männer), Maja Klingenberg mit Carina Lübcke (weibliche Jugend), Florian Benninghoff-Lühl (männliche Jugend JSG) und Peter Bitzer (Kinder) ein bewährtes Team zur Verfügung. Wie wird der Austausch mit den Fachwarten aussehen?
Da wird sich nicht viel ändern, wir werden weiterhin turnusmäßig einmal pro Monat eine Funktionärssitzung abhalten, entweder in Präsenz oder per Videochat. Für dringend zu klärende Punkte kommunizieren wir direkt bzw. per E-Mail. Ich will auf jeden Fall weg von diesen unsäglichen WhatsApp-Gruppen, insbesondere, wenn es um grundsätzliche Entscheidungen geht.
Bonner Teams in der Jugendbundesliga auf höchstem Niveau. Nach der A-Jugend in der letzten Saison, hat jetzt auch die B-Jugend den Sprung in die JBLH geschafft. Wie bewertest Du das und wie die männliche Bonner JSG allgemein?
Auf jeden Fall eine grandiose Erfolgsstory, und ich möchte an dieser Stelle beiden Mannschaften, dem Trainer- und Betreuerstab sowie auch den engagierten Eltern ganz herzlich zu dem Erreichten gratulieren! Sich auf allerhöchstem Niveau zu messen ist für jeden Sportler ein Traum und ich bin sehr glücklich, dass wir mit der JSG als Plattform eine solche Möglichkeit anbieten können.
Etwas zähflüssiger scheint es bei den Mädchen zu laufen. Da hat die offizielle Fusion noch nicht richtig stattgefunden. Leistungsstarke Mannschaften haben sich in ihrer jeweiligen Altersklasse durch diverse Vereinswechsel in den Stammvereinen gebildet. Sicher nicht das, was man sich unter einer Jugendspielgemeinschaft vorstellt. Wie ist hier Dein Kenntnisstand in Bezug auf die JSG?
Stand jetzt ist die Erweiterung der JSG auf den weiblichen Bereich zur kommenden Saison geplant. Erste Sondierungsgespräche fanden statt und es gibt einen Arbeitskreis, der diese Erweiterung umsetzen soll. Wir können auch schon auf ein paar Erfahrungen aus der männlichen JSG zurückgreifen, so dass ich der ganzen Sache sehr optimistisch entgegenblicke.
Probleme mit dem Hallenboden in der IGS Beuel-Ost, das Pennenfeld wandelt zwischen Abriss, Schließung und geduldeter Interimslösung am seidenen Faden und auch die architektonische Uhr der RingArena tickt stetig runter. Zwischenzeitlich stand im Frühjahr für die A-Jugend gar keine adäquate Handballhalle mehr in Bonn zur Verfügung. Die Infrastruktur für unsere Sportart wackelt bedenklich. Wie ist Deine Position?
Ja, wie peinlich war das denn? Wir richten das bundesweite Final4 der mA1 in Königswinter-Oberpleis aus, weil in der „Sportstadt Bonn“ keine bundesligataugliche Halle zur Verfügung steht. Das alleine verdeutlicht schon, wie dringend unser Sport eine neue, ausreichend dimensionierte Sporthalle braucht. Die Fortschritte sind leider schneckenartig langsam, obwohl der dringende Bedarf schon längst festgestellt wurde. Das Thema ist bei uns absolute „Chefsache“, d.h. unser TSV-Vereinsvorstand Achim Büsch vertritt neben der Handballabteilung die Interessen der TSV gegenüber den Behörden. Wir bleiben dran…
Ein wenig lokale Linderung im Kleinen verschafft auch immer der jährliche „Tag der RingArena“, wo quasi alle TSV-Teams ein wenig in unserem ollen Wohnzimmer aufräumen. Ist sowas wieder geplant?
Ja, da ist was in Planung. Ich habe im Rahmen der Abteilungsversammlung mit Eric Dierkes gesprochen, er wird einen „Aktionstag Ringarena“ organisieren, bei dem unser oller Kasten ein ganz klein wenig aufgehübscht und fehlende Ausrüstung aufgestockt werden soll. Anschließend wird in guter alter Tradition der Grill angeworfen und bei einem Kaltgetränk regeneriert. Detaillierte Infos dazu kommen demnächst.
Markus war stetig auf der Suche nach neuen Mitstreitern und Sympathisanten , gerne auch als Quereinsteiger, beispielsweise für die Bereiche Sponsoring, Ausrüstung und Hallenorganisation. Du kannst die Gelegenheit für eine öffentliche Stellenausschreibung nutzen …
Da hast du Recht, es gibt immer Bedarf. So ganz spontan fällt mir z.B. unser Internetauftritt ein. Da haben Jochen Lahr und Gerd Röhrig fantastische Pionierarbeit geleistet und echte Maßstäbe gesetzt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vereinen in unserer Umgebung haben wir eine regelmäßige und ausführliche Berichterstattung zu ALLEN Mannschaften von Minis bis 1. Frauen/Männer, zudem noch weiteren Content zu aktuellen Ereignissen in der Abteilung. Das ist ganz stark, und dafür an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Gerd und Peter! Die Präsentation auf unserer Website ist aber nicht mehr zeitgemäß, das passt mittlerweile leider gar nicht mehr zur Qualität der Inhalte, da müsste man mal Hand anlegen und eine modernere Webpräsenz schaffen. Vielleicht sind ja ein paar Hobby-Webmaster a`la Lahr/Röhrig 2.0 unter den Lesern, die Lust und Zeit für ein Re-Design haben? Gerne melden. Und, wie schon weiter oben erwähnt, kreist die Idee eines Schiedsrichterwarts in unseren Köpfen. Idealerweise sollte sie oder er selbst pfeifen (oder gepfiffen haben) und Ideen entwickeln, wie wir zukünftig mehr TSVler für das Schiedsrichterwesen begeistern können. Auch hier steht die Tür weit offen.
Nochmal zurück zum sportlichen Geschehen. Deine drei Wünsche für die TSV-Saison 2024/2025?
Ich wünsche zunächst allen Aktiven, dass sie verletzungsfrei durch die Saison kommen und die gute Stimmung in der Abteilung bestehen bleibt. Ach so, das waren ja nur zwei Wünsche. OK, dann noch ganz klassisch den Weltfrieden als dritten Wunsch😉
Wie werden die ersten 100 Tage von Chief Aubermann zum Erfolg?
Wenn der Laden weiterhin rund läuft und keiner sagt „Oh mein Gott, warum haben wir den bloß gewählt?“, bin ich schon zufrieden.
Rudi, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Die gesamte Handballabteilung freut sich auf Dich und wünscht Dir viel Spaß im neuen Job sowie eine maximal gute und erfolgreiche Amtszeit !