Der blaugelbe Spieltag
TSV forever
Willi & Co.
von rechts: TSV-Vorsitzender Achim Büsch, Hans-Josef Kurscheid, Herr Winterscheid, Franz Unkels und TSV-Vize Michael Maichle
Seine Frau kann man in seinem Leben gegebenenfalls schon mal wechseln; seinen Verein hingegen nie. Das waren schon beeindruckende Jubilare, die TSV-Präsident Achim Büsch da am Freitagabend im Beueler Rathaussaal ehren durfte.
Stolze 240 Jahre Handball in der TSV rechtsrheinisch wurden mit nur fünf Mitgliedern gewürdigt, adoptiert man noch kurz den Krauti in unsere Abteilung, waren es sogar satte 290 Lenze. Wobei die immerhin schon 25-jährigen, Christopher und David Röhrig, an ihrem Jubeltag leider gar nicht da waren und durch Abwesenheit glänzten. Waren vermutlich mit der Spielvorbereitung für die Panther beschäftigt... (Äh, äh, äh!) Danke nochmals an Regina (1992 Minitrainerin) und an die Eheleute Labes (damals für die E-Jugend zuständig) für die gemeinschaftliche Entdeckung der beiden talentierten Brüder.
Sowas wie eine E-Jugend gab es in den frühen sechziger Jahren noch nicht. Da gab es nur eine Schwarz-Rheindorfer Knaben- , und eine Schülermannschaft. Den rechten Flügel des Turnvereins besetzten damals die eminent torgefährlichen Spieler, Hans-Josef Kurscheid und Franz Unkels. Beide wurden am Freitag für Ihre 60-jährige TSV-Mitgliedschaft geehrt. Respekt! Auf die scherzhafte Frage, ob sie als Linkshänder nicht auch heute noch in der "Ersten" (kein Linkshänder im Regionalligkader) agieren könnten, meinte Unkels mit einem Augenzwinkern lässig: "jederzeit und ohne Training!"
Aber es geht noch doller und beeindruckender. Denn den wieselflinken Ha-Jo und den treffsicheren Franz entdeckte und trainierte seinerzeit, na wer wohl? Willi Winterscheid! Genau, das ist der nette und immer fein adrett gekleidete ältere Herr mit Hut bei den Beueler Heimspieltagen. Und der Willi wurde prompt für die 70-jährige TSV-Zugehörigkeit ausgezeichnet. Hammer! Der rüstige 84-jährige verpasst noch heute kaum eine Partie unserer beiden Paradeteams und so ist der pfiffige Witwer ganz besonders ein glühender Verehrer unserer Frauen I. Logo, das der Mann mit dem Hut als einziger Beueler schon seine Eintrittskarte für den Aufstiegsthriller gegen Wülfrath sicher hat.
Allen vorbildlichen TSV-Jubilaren von dieser Stelle aus einen herzlichen Glückwunsch und ein Dankeschön für die Vereinstreue. Alles richtig gemacht!
Zum aktuellen TSV-Spieltag ...
BES-Quali wC in Heimerzheim
Schön, wenn man am Tag nach einer herben Enttäuschung gleich wieder über ein zartes, frisches Pflänzchen an rechtsrheinischer Hoffnung schreiben kann. So an diesem Sonntag im Fall unserer weiblichen C-Mädchen bei der fälligen Kreisqualifikation am Heimerzheimer Höhenring. Gut, das muss man jetzt nicht überbewerten, denn es ging im Grunde nur darum einen BES-Bewerber auszuschalten und ein Ranking zu erstellen. Doch der erste Auftritt ihrer Mädels machte den Trainerinnen, Maja und Carina, schon sehr viel Freude. Obwohl nicht in Bestbesetzung angetreten, standen am Ende des Tages drei klare Siege auf dem TSV-Notizzettel, nämlich mit 15:8 gegen Godesberg, mit 30:13 gegen Erftstadt (Autsch!) und ein 22:16 gegen die Gastgeberinnen von der HSG Swist. Letztgenannte waren als HSG-Vorgängerinnen (Weilerswist) in der Vergleichssaison 2015/2016 noch knapp Kreismeister vor den damals punktgleichen Beueler D-Mädchen geworden. Da scheinen sich die Koordinaten also etwas verschoben zu haben. Somit geht die TSV als vorläufige BES Nr. 1 durchs Ziel und hat im HVM-Qualiturnier am 20. oder 21. Mai das wertvolle Heimrecht im Rücken. Die Gegnerinnen stehen zwar noch nicht fest, aber die Beuelerinnen sind jetzt auch fest entschlossen, sich an der Ringstraße einen Platz in der neu zu bildenden Oberliga zu schnappen.
HVM-LL: BTB Aachen II - TSV 2. Männer 31:15 (16:6)
Genügend aufrechte Männer, Trainer, Trikots, Pässe, Bälle, Zeitnehmerin: alles in Ordnung für ein korrektes Auswärtsspiel. Leider hatte die Beueler Equipe nur den rechten Glauben an der Ringstraße vergessen. Das man in Aachen nicht gewinnen kann, war schon vor Wochen beschlossene Sache. So kam es und die Partie wurde anständig abgewickelt. Torhüter Andre Thurau war er beste Beueler Spieler und bewahrte die "Zweite" vor einem noch höheren Debakel. So unspektakulär geht Abstieg.
Im sonst ja gerne harmonisch sonnendurchfluteten blaugelben Biotop der Glückseligen, gibt es also auch dunkle Schattenseiten. Der jetzt besiegelte, bittere Abstieg der "Zweiten" aus der Landesliga allgemein und damit insbesondere völlig aus der HVM-Ebene, gehört definitiv dazu. Im Gesamtkontext für die Saison 2017/2018 und für das bis dato so erfolgreiche Beueler Konzept ist es vielleicht sogar eine kleine Katastrophe. Möglicherweise hat sich die TSV ja insgesamt zu sehr von den tollen Erfolgen ihrer Frauen I und II sowie natürlich von dem phantastischen Abschneiden seiner Nordrheinmänner blenden lassen. Merke: "Im Erfolg werden die größten Fehler gemacht."
Die Gründe? Da könnte man jetzt detailliert in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen. Werden wir nicht. Trotzdem ist eine kritische Betrachtung der Lage durchaus gerechtfertigt. Fehler sind nämlich ganz offensichtlich in allen Bereichen gemacht worden. Fehleinschätzungen, mangelnde Kommunikation, intransparente Kaderplanung, verspätete Hilfsaktion und halbherzige Stallorder dürften in einer Analyse als Thema angesprochen werden. Sicher waren auch ein paar banale Dinge mitverantwortlich, wie schlechte Trainingsbeteiligung, Formschwäche oder Verletzungen von Spielern. Bei dem im Laufe der Saison extrem aufgeblähten Kader, könnte auch die punktuell mangelnde Identifikation eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Vermutlich war es ein Mix aus allen Komponenten, die zum bitteren Gau geführt haben. Fakt: Das Kind liegt im Brunnen.
Aber die TSV wäre heute nicht das, was sie in ihrer breiten Leistungsstärke darstellt, wenn sie nicht auch genau mit solch kritischen Situationen umgehen könnte und - vielleicht noch wichtiger- in letzter Konsequenz aus dem Misserfolg sogar gestärkt hervorgeht. Jetzt heißt es aus den Fehlern lernen und klare Kante zeigen. Wer glaubt, ein Wiederaufstieg wäre nur reine Formsache, hat keine Ahnung und macht bereits den ersten Fehler der Saison 17/18. Die ambitionierten Erstvertretungen der HSG Sieg, die aus Bad Münstereifel, Kreuzweingarten oder Palmersheim haben allesamt schon glorreiche höherklassige Zeiten in ihrer Vita und haben ganz bestimmt nicht auf die Beueler Schnösel gewartet. Auch die Zweite aus Euskirchen dürfte je nach personeller Zusammenstellung zu beachten sein und zu allem Überfluss ja auch noch und ganz besonders der HSV Troisdorf, mit dem wir uns quasi gegenseitig in den LL-Abgrund gezogen haben. Man braucht kein Hellseher zu sein, die BES-Kreisliga 2017/2018 wird verdammt stark und will unsere Reserve hier etwas reißen, muss man sich schnell akklimatisieren. Die Zeiten der einhändig gefangenen harzgesättigten Bälle mit anschließend lässigem Dreher dürften vorerst Geschichte sein. Knäcke statt zart rosig gebratener Entenbrust.
Aber vielleicht hilft die Schweineliga ja sogar ein wenig dabei, dass die Reserve wieder ein wenig zu sich selbst findet bzw. sich ganz neu erfindet. Zu wünschen wäre es. Denn die "neue Zweite" muss bereits mit dem ersten Trainingstag eine klare, eigene Kontur haben, denn einen ständigen Wechsel junger Spieler zwischen "Erster" und "Zweiter" verbietet - sinnvoll oder nicht - das BES-Reglement. Da muss schon bald in enger Zusammenarbeit mit dem TSV Headcoach Röhrig, ein klares sinnvolles Konzept und ein Profil erstellt werden. Und dafür wird es deutlich mehr Gemeinschaftssinn brauchen - mannschaftsintern, aber auch extern. Die Männerreserve muss wieder in den Mittelpunkt der Abteilung rücken, egal in welcher Liga. Köpfchen, aber auch blaugelbes Herzblut sind mehr denn je gefragt. Die "Dritte" in der gleichen Klasse zu haben, ist eine zusätzliche Pikanterie, kann aber ggf. auch gar nicht so schlecht sein. Eine Stallorder dürfte es jedenfalls nicht geben, aber die Rangfolge der TSV-Teams muss glasklar sein. Einen echten Bruderkampf darf und wird es nicht geben.
Da warten bei dem zu erwartenden Neuanfang spannende Aufgaben auf Abteilungschef Achenbach & Co. Das Potential den bitteren LL-Crash zu reparieren, hat die TSV allemal. Jetzt erst Recht!
WHV-NRL: TSV 1. Männer - HSG Bergische Panther 24:23 (10:14)
Angesichts der Nachrichten aus Aachen ein schlechter Tag für den Beueler Handball. Jedenfalls wollte trotz der starken Performance der "Ersten" keine rechte Freude aufkommen. Aber vielleicht war ja der Autor auch allein in seiner Gefühlswelt. Wobei sich unsere Jungs ihre Anerkennung für den tollen Heimsieg natürlich verdient haben. Immerhin wurde mit der HSG Bergische Panther der bereits feststehende Meister und Aufsteiger in die dritte Liga geschlagen. Der hatte aber offensichtlich mit großen personellen Problemen zu kämpfen und kaum eine Wechselmöglichkeit für das Feld dabei. Trotzdem kam die dezimierte HSG wesentlich besser in die Partie. Routiniert und abgezockt führten sie anfangs die viel zu wackelige offensive Deckung der TSV geradezu vor. 0:5 lautete die beängstigende Zwischenbilanz. Auch im Angriff hakte es. Simon Röhrig führte sein Team mühsam mit ersten Treffern in das Spiel. Aber dennoch blieb vieles Stückwerk und die Bergischen waren mehrfach drauf und dran eine frühe Vorentscheidung herbeizuführen. Insbesondere Kreisspieler, David de la Fuente, fing den Ball immer wieder lässig gekonnt als Onehander, aber meist auch glockenfrei und netzte. Der "nur" 4-Tore-Rückstand zur Halbzeit schmeichelte jedenfalls der TSV.
Man muss David schon ein Kompliment machen. Viele Experten unter den Zuschauern wären wohl schon längst auf die Idee gekommen, das rechtsrheinische Abwehrsystem ängstlich zurückzuziehen. Doch Röhrig und sein Team agierten weiter mutig offensiv, korrigierte aber auf Vorschlag von Niklas Rath die Grundordnung auf ein 4:2 und steigerte so deutlich die Intensität. Die Korrekturen saßen. Auch Goalie Jan kam jetzt hinter der wesentlich stabileren Abwehr an deutlich mehr Bälle heran. Sinnvollerweise drückten die Beueler jetzt auch auf dem Weg nach vorne endlich auf die Tube. Ein fulminanter 9:1-Run kippte die Partie, urplötzlich stand es 19:15. Im gebundenen Spiel war es weiterhin insbesondere Simon zu verdanken, der einen ganz starken Tag erwischt hatte, dass sich die Rechtsrheinischen nun klar in die Vorhand manövrierten. Nicht ganz zufällig erzielte Jimmy auch das Tor des Tages, als er einen Ball jenseits der 100 Km/h an den linken Innenpfosten hämmerte, der von dort mit Karacho an die rechte Stange prallte und dann final vom Hinterkopf des verdutzten Panther-Keepers ins Tor tropfte. Was für ein Pfund! Die TSV dominierte den zweiten Durchgang. Doch durch einige Unachtsamkeiten und ein paar ärgerliche Unterzahlsituationen kam der Primus beim 23:23 wieder auf Gleichstand. Der letzte Angriff aber, 50 Sekunden vor Ultimo, gehörte den Beuelern. "Den Ball nicht mehr abgeben", lautete die schlüssige Devise von der Bank, was mit Cleverness, Glück und Geschick auch gelang. Fabian "Strulle" Struif versenkte dann drei Sekunden vor dem Schlusspfiff unhaltbar den finalen Blattschuss im HSG-Gehäuse zum vielumjubelten 15. Beueler Sieg der Saison, der natürlich mit dem obligatorischen "Hammer" gebührend gefeiert wurde. Trotzdem lag irgendwie an diesem Abend der "Blues" bleiern schwer über der Ringarena - zumindest bei mir.