Blau und Gelb
Von rechtsrheinischen Dominas und unterwürfigen Beueler Handballmännern
Man kann es durchaus als Abschluss der Saisonstartphase ansehen. Bevor am kommenden Wochenende schon wieder die Herbstferien beginnen, die das gerade angelaufene Spieljahr erstmals massiv unterbrechen, stand aktuell noch einmal nahezu die gesamte TSV-Flotte auf dem Prüfstand. Reger Betrieb in fast allen Spielklassen - theoretisch.
Praktisch hat an diesem Wochenende aber ein fast schon vergessener und besiegt geglaubter Bazillus sein unschönes Comeback gefeiert, der sich völlig schmucklos "Spielverlegung" schimpft und der in Vergangenheit bekanntermaßen schon für viel Ärger, ex- wie internen Verdruss und bürokratischen Aufwand gesorgt hat. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden diesbezüglichen Horrorjahren, mit Verlegungen, Verschiebungen und Terminchaos quasi am laufenden Band, war es bislang eigentlich ausgesprochen ruhig in der hiesigen Handballszene. Doch man sollte sich halt niemals zu früh freuen. Wie zum Warnschuss mussten an diesem Wochenende gleich drei Partien mit Beueler Beteiligung verlegt werden.
Betroffen waren heuer die geplanten TSV-Samstagbegegnungen der weiblichen B-Jugend in Köln (Trainermangel MTVD) sowie die Heimspiele der männlichen C-Jugend gegen Opladen (Trainermangel TuS) und der männlichen A-Jugend gegen die HSG Aachen (Klassenfahrten unsererseits). Dabei ist es schon seit Jahren eine gängige Maxime der TSV, auf nahezu jeden Verlegungswunsch einzugehen, denn in einem langen Handballleben "trifft man sich bekanntermaßen (stark untertrieben) immer zweimal". Auffällig derzeit vielleicht nur der Trend hin zur aller neuesten Verlegungsbegründung, die eine Unabkömmlichkeit des jeweiligen Trainers unter Ausschluss einer vereinsinternen Vertretung beinhaltet. Weniger umständlich oder positiv kann man dies natürlich mit einem frischen sportfanatischen Zeitgeist sowie dem extrem hohen Maß an Identifikation der jungen Übungsleiter mit ihren Teams ausdrücken und begründen.
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Brandaktuell und passend zum Thema wurde übrigens auch das nächste Oberliga-Auswärtsspiel unserer Männer im Oberbergischen Derschlag vom Samstag weg auf den 21. Oktober um 17:00 Uhr verschoben. Ob die beim TuS wissen, wie gut wir am Sonntag können?
Aber das Verlegungs- und Verschiebungsprozedere gehört zum Geschäft und wird im Sinne eines rund laufenden Handballkalenders akzeptiert, denn garantiert befinden sich schon bald wieder auch Teams der TSV in der Zwickmühle und wir sind unsererseits auf das Wohlwollen der Spielpartner angewiesen.
Trotzdem blieb ja noch eine satte Portion an interessanter (maskulin) und erfolgreicher (feminin) blau-gelber Tagesaktualität übrig...
TSV E2 - HSG Siebengebirge/Thomasberg wE III 6:3 (2:2)
Gleich vornweg mein ganz persönliches „match oft he day". Dominik, David, Lucas und Florian waren die einzigen Jungs in einem extrem weiblich geprägten Handballspiel (logisch, wie wäre auch sonst der für die TSV positive Spielausgang zu erklären). Lange sah es in Halbzeit zwei so aus, als wenn die Defensivschlacht ohne weiteres Tor und somit auch ohne Sieger bleiben sollte. Doch Flo Radtke entwickelte sich in seinem zweiten Handballspiel überhaupt noch zum unumstrittenen Alphatierchen (wat´n Kerl!) und wurde als dreifacher Torschütze am Ende sogar zum umjubelten Matchwinner. Weibliche Unterstützung in Sachen Torgefährlichkeit erfolgte noch durch Ricarda und ganz besonders noch durch Diana als mutige zweifache Torjägerin. Trotz der frühen Morgenstunde kannte der Jubel in einer schon erstaunlich gut besuchten Ringarena natürlich keine Grenzen.
TSV E1 - HSG Niederpleis/St. Augustin 13:14 (6:8)
Und gleich noch eine tadellose E-Jugendleistung hinterher. Unser junges, aber körperlich leicht unterlegenes Team, konnte spielerisch über die volle Distanz erstaunlich mithalten. Insbesondere Henry Greitens deutete sein großes Potential wiederholt an, doch das gesamte TSV-Team überzeugte mit großem kämpferischem Einsatz. Man merkt den Kids ihren gemeinschaftlich immer größer werdenden Spaß am Mannschaftssport Handball an. Da wächst ein richtig nettes Trüppchen zusammen. Auch wenn am Ende den Beuelern ein wenig das Glück fehlte, so war der Sieg der HSG aufgrund der immer leichten Feldvorteile aber sicher auch nicht unverdient. Dennoch, großes Kompliment an die TSV für eine Leistung auf Augenhöhe!
TSV D1 - HSG Niederpleis/St. Augustin 13:16 (5:9)
TSV-Trainer Jochen Lahr war alles andere, als unzufrieden. Nur das Ergebnis stimmte halt leider nicht so wirklich für sein Team, auch wenn er die HSG am Ende zum doch absolut verdienten Sieger erklärte. In der ersten Halbzeit verpulverte seine Mannschaft einfach zu viele hochkarätige Chancen, da konnte der sehr gute Tarkan Hovenbitzer im Beueler Tor auch noch so stark halten. Gleich nach dem Seitenwechsel hatten die Beueler ihre absolut stärkste Phase und glichen hier sogar zum zwischenzeitlichen 10:10 aus. Doch die Aufholjagd hatte Kraft gekostet und am Ende zog Ni-Au die Zügel doch wieder entscheidend an. Unumstritten beste und kämpferischste Spielerin auf blaugelber Seite war an diesem Tage (klar, oder?) eindeutig Julia Ewe, die ganz offensichtlich die lange gute Tradition von „Domina Törinnen" (um ein anderes Wort zu vermeiden) in unserer D-Jugend fortsetzt.
TSV wC – SG Ollheim-Straßfeld 18:12 (10:5)
Die TSV-Torschützinnen der ersten Halbzeit sind schnell aufgezählt: Leoni Lutter, Johanna Mohr, Elisabeth Hesse-Edenfeld, Julia Ewe, Tanya Ufer, Jenny Herlein und Annika Behrens trafen alle - nix. Dafür aber die überragende Lea Röhrig (bekam am Abend als „Schützen Liesel" das größte Stück Fleisch im Hause Röhrig/ siehe auch Bericht der 1.Herren/A.d.R.). Nach dem Wechsel gesellten sich zu allem Überfluss auch noch Julia, Jenny und Motti hinzu, was unter dem Strich zwei Bonuspunkte in der aktuellen Tabelle einbrachte. Tore-Werfen kann im Handball so, so sinnvoll sein. Als Schlussfrauen teilten sich Johanna (1. Hzt.) und Elsbeth (2. Hzt.) die ungeliebte Arbeit und beide erledigten ihre Sache wirklich großartig. In Abwesenheit von „Chefin" Anna Hommen, die auf Abi-Sause in Barcelona weilte, meisterten Schwesterherz Pia und Helen Koch gemeinsam einen fast fehlerlosen Trainerjob. Das allerdings Auszeiten ausschließlich im eigenen Angriff genommen werden dürfen, schien für das lustige Duo auf der Beueler Bank in dieser Konsequenz völlig neu zu sein. Wäret Ihr beiden nur mal am Freitagabend bei "Wissen macht Ah" in Longerich gewesen...
TSV mC2 - SpVgg Lülsdorf-Ranzel 22:26 (10:14)
Eric und Max auf der Beueler Bank hatten eine sehr anständige Leistung der Beueler Burschen gesehen, die allerdings gegen die körperliche Überlegenheit der LüRaner Erstvertretung im Zweifelsfalle den im wahrsten Sinne des Wortes „Kürzeren" zogen. Doch das derzeit in unseren Breiten furchterregend wütende „blaugelbe Chancentodfieber" grassierte auch in diesem Team gnadenlos. Ganz stark auf TSV-Seite im Übrigen unser D-Jugend-Keeper Dennis Herlein.
TSV mC1 - TuS Opladen verlegt auf Donnerstag, 25.10.2012, Anwurf 18:00 h
SG MTVD Köln - TSV wB verlegt auf Samstag, 03.11.2012, Anwurf 16:30 h
TSV mB - JSG Bergneustadt/Strombach 27:28 (12:17)
Das Hemd zu knapp, der Rock zu kurz und in den Hosen Hochwasser. Derzeit fehlt bei der B-Jugend einfach von allem ein ganz klein wenig und insgesamt leider zu viel. Abprallende oder gehaltene Bälle gehen garantiert zum Gegner, der so immer und immer wieder die wichtigen „zweiten Bälle" holt und in Folge prompt einnetzt. Eigene Pfostenbälle grinsen die Torlinie kurz an, um sich dann doch fürs Seitenaus und den JSG-Einwurf zu entscheiden. Die ganz wenigen Tempogegenstöße werden nicht zum richtigen Zeitpunkt gelaufen, Druck auf den Gegner wird auf der genau falschen Position ausgeübt, Zeitstrafen werden zwar erfreulich wenig, aber wenn, dann total blöd gezogen. Und außer fehlendem Glück haben unsere Jungs derzeit auch noch Pech – kurz: irgendwie hat das B –Team derzeit richtig Scheiße am Turnschuh. So war der Spielverlauf dann auch symptomatisch. Die Oberbergischen Gäste führten ständig und irgendwie hatte man auch nie das Gefühl, das die Beueler hätten punkten können und doch war die TSV kurz vor dem Ende auf Tuchfühlung heran. Klar, das in dieser Phase gleich zwei eigentlich gut platziert geworfene Rückraumversuche krachend am Gebälk landeten...
TSV mA - HSG Aachen verlegt auf Dienstag, 23.10.2012, Anwurf 19:00 h
FC Hennef - TSV 4. Männer 20:26 (12:10)
Zum Kuckuck! Sieg im Hennefer Hexenkesse vor vermuteten 50 Zuschauern in der Samstagabend-Late-Night-Session. Der TSV-Altersschnitt wie von Zauberhand auf deutlich unter 30 Jahren gesunken. In Abwesenheit der arrivierten Stammkräfte Niebel, Sandenbusch und MaMüller war dafür in Vertretung maßgeblich das Quartett Julius Arnold, Alex Bell, Lukas Müller und Felix Lahr verantwortlich, die allesamt zum Kader der „Dritten" gehören und von Alterswegen keiner Festspielregel unterlegen sind. Insbesondere diesem kräftigen Schluck aus dem Jungbrunnen war es im zweiten Durchgang zu verdanken, dass die „Vierte" eine völlig überraschende, wie spielentscheidende Tempoverschärfung vorlegen konnte. Papa des Sieges war aber unumstritten „BP", also der Beueler Panther Jürgen Eimermacher, der mit seinem schier unglaublichen Repertoire an Flugparaden den bemühten FCH-Angreifern aber auch den allerletzten Nerv raubte. Übrigens, Monty Pythons berechtigte Frage sei erlaubt, „ob da etwa auch Beueler Weibsvolk mit am Werke war?"
HSV Bockeroth - TSV 3. Frauen 19:19 (10:10)
Gerade einmal zwei Wechselspielerinnen hatte „Jungtrainer" Makus Müller neben sich auf der Bank versammelt, dafür aber mit Sonja Gräbner tatsächlich eine gelernte Torhüterin aus Überzeugung. So konnte Heike Becker trotz schmerzhafter Prellung dem TSV-Spiel endlich auch einmal wertvolle Impulse im Feld verleihen. Unsere Frauen verstanden es äußerst geschickt dem jungen Bockerother Team den Elan und damit den Angriffswind aus den Segeln zu nehmen. So entwickelte sich ein absolut ausgeglichenes Spiel, an dessen Ende fast logischerweise ein Remis stand. Zur absolut torgefährlichsten Beuelerin avancierte die sechsfach erfolgreiche Mandy Brieger von der Linksaußenposition.
TSV 3. Männer - TVE Bad Münstereifel 27:37 (13:10)
Halt ein echtes TSV-Männermatch – ohne Sieg - und daher konnte folgerichtig auch kein entscheidender Vorteil aus der lange Zeit überlegenen Spielführung gezogen werden. Am Ende war der TVE einem Sieg noch deutlich näher. Die Herren Felix Lahr, Benedikt Hein und Stefan Brühl zeigten eine ihrem rechtsrheinischem Geschlecht unwürdig gute Leistung, während sich der junge Julius Arnold mit seiner unglaublichen Siebenmetercoolness gar dem Scheler´schen Oberligakader anbot.
HSG Geislar-Oberkassel - TSV 2. Frauen 19:25 (9:15)
Kleines Trostpflaster für den Beueler Pechvogel des Wochenendes, Socrates de Oliveira, durch „seine Frauen" am späten Samstagnachmittag. Die vom Vorabend eigentlich noch mies gelaunte Brasilianische Frohnatur bekam von seinem Team nach eigener Beurteilung die beste Halbzeit der Saison geboten. Auf der Mitte dirigierte Isa fast schon gewohnt souverän, als Vollstreckerin scheint Maria genau die Spielerin zu sein, die dem Team in den ersten Spielen gefehlt hat und im Tor bilden „Nudel" Spyckermann und Sonja Gräbner ein für diese Klasse überaus starkes Duo. Zudem scheint sich auch Kathi Glinski immer besser an die doch etwas rauere Luft der Frauen-Kreisliga zu gewöhnen. Dass die eigenen Experimente und Auswechslungen in Durchgang zwei nicht weiter von Erfolg gekrönt waren, störte den TSV-Coach nicht mehr sonderlich. Nach dem erfolgreichen und im Grunde nie gefährdeten Spiel war bei „Pitu, dem Mann mit dem neongrünen Tapeverband", ansatzweise sogar schon wieder das gewinnbringende Lächeln zurückgekehrt.
DJK BTB Aachen II - TSV 2. Männer 41:27 (20:10)
Das Ergebnis spricht Bände und der bedauernswerte Interimscoach Jörg Niebel war sicher völlig zu Recht, nicht nur über den Totalausfall seiner gesamten Rückraumgarde, stinkig. Trotzdem ist der vom Team selbst auferlegte sogenannte „blaugelbe Rettungsschirm", mit Nachwuchskräften aus ureigener Produktion, an sich zwar äußerst lobenswert, in der Vollendung aber vermutlich doch etwas sehr langfristig angelegt. Immerhin konnte die „Zweite" in den gerade vergangenen letzten Tagen erste und zudem höchst eindrucksvolle Erfolge des extravagant pfiffigen Konzeptes feiern. Die gesamte Handballabteilung der TSV Bonn gratuliert von dieser Stelle aus ganz herzlich Linus Treppmann und Lenny Elschner sowie den stolzen Eltern zum Geburtstag !!! Wir wünschen ein schönes, sorgenfreies Leben und damit verbunden ein möglichst turboschnelles Heranwachsen in den Beueler Rückraum.
TSV 1. Frauen - SG Ollheim-Straßfeld 27:22 (10:9)
„Die Nummer eins im Verein sind wir!" Abwarten, liebe Frauen. Derzeit allerdings gibt es an dem faden Gassenhauer eindeutig nichts zu rütteln. Und in diesem Spiel stellten Saskia Pott, Nicole (noch nicht, aber bald) Magiera, Anja (felsenfeste) Liebe & Co. erstmals in dieser Saison eindrucksvoll unter Beweis, dass da eine ganze Menge an Potential in der TSV schlummert. Doch es war ein verdammt hartes Stück an Arbeit, was unser Team da heute zu leisten hatten. Die gut agierende Swisttaler Spielgemeinschaft musste von den Beuelerinnen fulminant beackert werden und wurde im Endeffekt geradezu abgearbeitet. Genau hier, in einer trockenen, bienenfleißigen Verteidigung mit einer guten Torfrau dahinter, lag letztlich der Schlüssel zum Rechtsrheinischen Erfolg.
Im Angriff lief zwar noch lange nicht alles rund, doch waren auch hier die positiven Ansätze und erfolgreich abgeschlossenen Aktionen eindeutig mit steil ansteigender Tendenz zu verzeichnen. Ohne damit die schöne und geschlossene Teamleistung der TSV-Damen schmälern zu wollen, waren es heuer eindeutig die „drei Neuen", die den Unterschied ausmachten. Claudia Behrens beispielsweise (im Fanblock „D" bereits liebevoll „Claude" gerufen) findet immer besser ins Beueler Spiel und nicht nur ihr „Wackler gegen die Hand" ist eine echte Augenweide. Maja Klingenberg hat einfach das Auge für die Situation, war immer „da" wenn es „galt" und gewann so an diesem Tage das nicht zu verleugnende „Buli-Duell auf dem interessanten Nebenkriegsschauplatz" deutlich (wo bitte war eigentlich Eure Chefin Ildikó Barna?). Und Hanna Simons zeigte eindrucksvoll, warum sie in der abgelaufenen Saison wohl nicht ganz zu Unrecht den Oberligatitel als „MoD 2012" (gibt es davon eigentlich einen Kalender?) erhalten hat. Mit ihren aktuellen Impulsen, auch für das Beueler Angriffsspiel, konnte sich das „Hanna-Kind" erstmals auch die Auszeichnung als „Spielerin des Tages" in der alten Heimat verdienen.
Die ärmste Sau im rechtsrheinischen Frauenlager ist derzeit wohl tatsächlich ein Mann (wer oder was auch sonst?), denn TSV-Coach Flo Zens hat da schon eine verdammt breit gefächerte „Qual der Wahl" und muss aus einer Ansammlung an Qualität jederzeit die richtige Zusammenstellung finden. Einfach ist wirklich anders. Ach ja, by the way: die gute Sanni Kunnas fehlte diesmal noch wegen Finnischer Länderspielverpflichtungen gegen die Färöer. Eigentlich schade, dass die Liga jetzt schon wieder eine super lange Pause einlegt. Erst am 27. Oktober heißt es wirklich Farbe bekennen für unsere Frauen, denn dann erwartet die TSV in der garantiert stimmungsvollen Sporthalle am Südstadion mit den Fortuna-Damen das derzeit klar dominierende Team am Mittelrhein.
Longericher SC - TSV 1. Männer 29:25 (10:15)
Stärkste meets schwächste Halbzeit der Saison. Auf diese kurze, schmissige Formel ließe sich das am ungewöhnlichen, aber äußerst reizvollen Freitagabendtermin ausgetragene Spiel unserer Oberligaherren im Kölner Eastend reduzieren. Bei etwas genauerer Beueler Lesart würde aber sicher der Ärger über leider leichtfertig verschenkte Punkte überwiegen. Der LSC hatte sich in der Spielvorbereitung offensichtlich nicht sehr intensiv mit dem Bonner Aufsteiger beschäftigt, der zudem ja noch von der Schäl Sick abstammt. Die TSV spielte nämlich in Durchgang eins cool, flüssig und punktgenau sein spielerisch vorhandenes Potential nahezu perfekt und ungestört herunter. Bereits in den allerersten Angriffen war zu spüren, dass insbesondere Socrates de Oliveira nach seinem eher schwächeren Auftritt in der Vorwoche seine Kritiker mundtot spielen wollte. Mutiger Durchbruch über Linksaußen, krachender Innenpfostenwurf de Oliveira zum 0:1. Wenige Minuten später das 1:2: spielerisch leichter „Wackler" auf Halblinks, tückischer Aufsetzer de Oliveira – bärenstark. Doch leider, leider kugelte sich Pitu genau bei dieser Szene den kleinen Finger der Wurfhand aus. Der eigene Erste-Hilfe-Versuch auf dem Spielfeld misslang, weitere fanden nicht statt und so machte sich unser Pechvogel bereits in der 6. Spielminute mit Auswärts-Schlachtenbummler Werner Müller (Super Aktion, Werner !) auf den Weg zu den Medizinprofis ins nahe gelegene Heilig-Geist-Krankenhaus.
Unterdessen bekamen die Beueler Kollegen das Geschehen auf dem Spielfeld immer besser unter Kontrolle. Dabei zeigte insbesondere die von Trainer Jochen Scheler verordnete Außenpresse gegen die starke Flügelzange der Kölner Hausherren deutlich Wirkung. Longerich kam im Angriff überhaupt nicht in Tritt und nahm sich immer und immer wieder Würfe aus ungünstigsten Positionen. Im Beueler Angriffsspiel lief es weiterhin rund, denn hier drehte ebenfalls ein zuletzt stark kritisierter Spieler geradezu auf. Simon Röhrig spielte sich, unter der gestrengen Aufsicht von Königshof-Empfangs-Chefin Tanja Müller auf der Tribüne, endlich wieder einmal die Rolle des „Concierge zum Verlieben" – einfach wunderbar. „Jimmy" tauchte auf allen Rückraumpositionen auf und netzte scheinbar wo und wie er wollte. Insgesamt zehnmal schlug es zum Teil brachial im LSC-Gehäuse ein (wurde in der familieninternen Wochenend-Wertung allerdings dennoch von Schwesterchen Lea übertroffen/ siehe Bericht wC/A.d.R.); für seine sieben Treffer in Durchgang eins benötigte der angehende Hotelier dabei keinen einzigen Fehlwurf.
Auch von einer rechtsrheinischen Siebenmeterseuche konnte an diesem Abend keine Rede sein. Günter Labes boten sich vier Chancen vom Punkt, alle wurden schnörkellos verwandelt. Als dann auch noch der zentrale Abwehrmann der TSV, der bärenstarke agierende Hendrik Stork, nach Ablauf der ersten 30 Spielminuten einen Freiwurf zum ultimativen 10:15 Halbzeitstand in die gegnerischen Maschen drosch, schien sich alles in die wunschgemäße blaugelbe Richtung zu entwickeln. Das Longericher Kabinendonnerwetter von Trainer Christian Stark war zwar nicht bis ganz auf den Parkplatz zu vernehmen, doch allen Beobachtern war sonnenklar, dass jetzt eine gnadenlos veränderte LSC-Sieben auf das Spielfeld zurückkehren würde. Als aber die Beueler Burschen den wilden Kölner Stieren mit dem 10:16 und 11:17 in der 37. Spielminute sogar noch ein wenig den ersten Angriffswind aus den Segeln nahmen, schienen die Zeichen endgültig auf einen TSV-Sieg hinzudeuten. Leider eine völlige Fehlinterpretation. Denn in Folge entschloss sich unser Team den Vorsprung (un)clever und mit minimalsten Angriffsbemühungen über die Zeit zu bringen. Das Handballspiel wurde in der Offensive eigentlich gänzlich eingestellt und jeder Angreifer versuchte sich nur noch völlig schwunglos in Einzelaktionen.
Dabei darf auch die nun offensivere und körperbetontere Ausrichtung der Longericher Defensive, insbesondere gegen Florian Benninghoff-Lühl, keine passende Begründung sein. Da in der Zwischenzeit leider längst auch das Deckungssystem nicht mehr funktionierte und insbesondere über die eigene halbrechte Abwehrseite gegen nun mit Macht einlaufende LSC-Halbspieler die Gegentore wie am Fließband fielen, ertränkte (besser ersoff) zwischen der 40. und etwa 50. Spielminute ein wahrer handballerischer Tsunami die zuvor gar nicht so schlechten Beueler Siegesambitionen. Schade, schade und nochmals schade. Auch in diesem Spiel wäre für die TSV außer anerkennendem Schulterklopfen eindeutig viel mehr zu erben gewesen.
Im Umfeld dieser Oberligapartie aber unbedingt noch bemerkenswert, war die interaktive Outdoor-Ausgabe der WDR-Produktionsgruppe von „Wissen macht Ah!" mit Shary Reeves und diesmal ohrenscheinlich mit ausschließlich Ralph Caspers am klugscheißenden Hallenmikrofon, der den rund 250 sportlichen Analphabeten auf den Tribünen das Leben im Allgemeinen und den Handballsport im Besonderen kompetent näher brachte. Eine Sache allerdings habe ich noch nicht komplett verstanden: „wie oft, wann, wieso und überhaupt wer kann eigentlich in diesem rasanten Handballsport ein sogenanntes „Team-Timeout" nehmen ???