TSV aktuell, die blaugelben Spieltagsgeschichten
Der Weihnachtsmann war doch nicht der Osterhase
Sie lügen nicht. Der schwere Spielplan der Rückrunde nicht und die Tabelle schon gar nicht. Nach den fulminanten letzten Wochen, mit spektakulären Ergebnissen in Serie an nahezu allen rechtsrheinischen Fronten, kehrt spätestens mit der gestrigen Pleite der Ersten so etwas wie plötzliche österliche Entschleunigung in die TSV ein.
WHV-RL: SG Ratingen 2011 - TSV 1. Männer 34:29 (14:15)
Es war eine verdiente Niederlage gegen die Mannschaft der Stunde in der Nordrheinliga. 11:1 Punkte sammeln die Ratinger Löwen aktuell in Serie und setzen damit nun sogar zum tabellarischen Beutesprung auf das Beueler Damwild an. Die vermutlich in allen Bereichen hoch professionelle Spielgemeinschaft, bietet alles, was sich das sehr anspruchsvolle Handballherz so wünschen kann. Tolle Dreifachhalle, aufmerksame Security, leckerstes Catering, Lightshow, Pressekonferenz, Cheerleader, ein Maskottchen als emotionale Identifikationsfigur und natürlich eine mehr als brauchbare Handballmannschaft, mit ihrem Trainer, Khalid Khan, der ebenfalls schon auf höchstem Niveau gearbeitet hat. Und trotzdem hätte die Niederlage für die TSV nicht sein müssen. Die Rechtsrheinischen spielten nämlich im Gegensatz zu den letzten Wochen eine prima erste Halbzeit. Die 3:2:1-Deckung arbeitete größtenteils gut und verleitete die Gastgeber zu einigen Ballverlusten. Im Angriff agierte insbesondere die „Starting Seven“ der Gelb-Blauen klug und effektiv. Die Halbzeitführung war zwar hauchdünn, aber keinesfalls unverdient.
Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich unser Team dann überraschend mit einer etwas defensiveren Abwehrformation. Bis zum 18:17 in der 35. Minute wechselte zwar fix die Führung, was aber soweit noch kein Problem war. Problematisch wurden dann aber tatsächlich die folgenden knapp acht fatalen Spielminuten, als sich die TSV leider eine ganze Serie von technischen Fehlern im Angriff erlaubte, die von den Löwen allesamt per Tempogegenstoß bitter bestraft wurden. Eingerahmt von zwei Röhrig‘schen Auszeiten stand es in der 43. Minute vorentscheidend 25:17. Dann keimte nach erneuter rechtsrheinischer Systemumstellung und wieder deutlich unbelastetem Offensivspiel, bis zum 26:22 bzw. 27:23, wieder etwas Hoffnung auf, doch den erneut fünfminütigen Offensivschluckauf der Beueler, therapierte Ratingen mit drei kräftigen Zügen aus der Pulle zur endgültigen Entscheidung. Der Rest war Schadensbegrenzung, was über den unermüdlichen Nils und in der Schlussphase auch über Julius respektabel funktionierte. Die bissigsten Löwen waren Keeper Schmidt, Mittelmann Worm, die Flügelzange mit Jung und Schütte sowie Weltenbummler Jäckel.
Unter normalen Umständen war es das für die TSV jetzt im Meisterschaftsrennen. Zu Recht darf man sicher etwas angepisst und traurig sein, aber hoffentlich trotzdem das Gesamtgebilde der Saison 17/18 nicht aus den Augen verlieren und schon auf gar keinen Fall in die Tonne kloppen - das wäre wirklich zu schade. Denn da warten ja tatsächlich noch anspruchsvolle Aufgaben und fünf schöne Regionalliga-Partien. Vielleicht kopiert man ja auch frech die leicht korrigierte Zielvorgabe von den pfiffigen BES-Nachbarn, die ja nach eigener Auskunft ihre gute Saisonleistung unbedingt noch mit einem Derbysieg abrunden wollen. Auch nicht schlecht!