Im Zeichen der Talentiade
Mittelrheinmeisterschaft der weiblichen und männlichen D-Jugend in Waldbröl
Abschluss auf der Sommerrodelbahn
So, mit ein paar Tagen Abstand haben sich die Wogen bei den Vereinen hoffentlich schon wieder ein wenig geglättet.
Am vergangenen Sonntagabend war die Frustration und Enttäuschung über die Vorbereitung, Durchführung und insbesondere auch über die abschließende Siegerehrung der diesjährigen D-Jugend-Talentiade bei den Teilnehmern und deren Umfeld jedenfalls riesengroß. Es hagelte berechtigte Kritik am Handballverband Mittelrhein, wobei die einzig noch anwesende und bedauernswerte Funktionsträgerin des HVM, ein wenig an eine „Pianospielerin“ auf der sinkenden Titanic erinnerte.
Wirklich bedauerlich, wie es heuer gelaufen ist, denn grundsätzlich ist und bleibt die Talentiade der Elf- und Zwölfjährigen eine sinnvolle, sehr gute, aber zugegebenermaßen auch recht schwer zu organisierende Veranstaltung. Für die Grundidee darum nochmals ein dickes Lob an den HVM sowie an den in diesem Jahr ausrichtenden Handballkreis Oberberg mit seinem Frontverein, dem CVJM Oberwiehl.
Diese Art der Mittelrheinmeisterschaft ist in jedem D-Jugend-Spieljahr völlig zu Recht das ultimative Highlight für alle Teilnehmer, denn es ist die erste Leistungsschau der blutjungen Handballer auf gehobenem Niveau. Der Stellenwert ist riesig. Die Vereine kommen alle frittenfettheiß, mit breit aufgepumpter Brust als Meister oder Vizemeister zum prestigeträchtigen Zweitagesturnier, mit dem anspruchsvollen, dreigeteilten Aufgabenfeld. Allerdings sehen einige Trainer und insbesondere auch manche Eltern die Veranstaltung viel zu verbissen und wähnen ihre Sprösslinge mindestens schon auf dem direkten Weg in die Bundesliga.
Trotzdem ist die Talentiade ohne Wenn und Aber erhaltenswert, wenn auch reformbedürftig. Gerade mit dem Wissen um den zuvor bereits erwähnten Stellenwert ist so ein Handballfest - und das sollte es immer sein - nicht mit links und auch nicht mit einer „One Man/Woman Show“ zu stemmen. Vielleicht hilft ja die angekündigte konstruktive Kritik aus dem Trainerkreis bei einer Reform. Aus Fehlern lernen. Zu wünschen wäre es dem HVM und der Talentiade gleichermaßen.
Das soll es an dieser Stelle aber auch mit der Kritik gewesen sein. Der Finger dürfte zu genüge in der Wunde liegen. Nehmen wir lieber noch einmal genau die Leistungen der beiden TSV-Teams mit den nun korrigierten, amtlichen Endergebnissen unter die Lupe. Denn die explizite Wertschätzung ihrer tollen Leistungen, haben sich die Beueler Mädchen und Jungs absolut verdient.
Gemischte D1-Jugend der TSV
Das illustre Teilnehmerfeld:
TuS Derschlag, HSG Geislar-Oberkassel, VfL Gummersbach, TuS Königsdorf, TuS 82 Opladen, TV Roetgen, HSG Würselen und die TSV Bonn.
Meist trügen die Trainer ihre Einschätzungen anderer Teams nicht. Flo und Franz hatten - wie so oft - Recht. Der männliche Nachwuchs des TuS 82 Opladen gewann nicht nur das Turnier im 2x 3:3-Modus und in der 1:5-Formation, sondern blieb auch im Koordinationswettbewerb unantastbar und erreichte damit die maximale Turnierpunktzahl von 24. Verdienter kann man nicht Sieger der Talentiade werden. Respekt und Glückwunsch dazu an den TuS von der Beueler Ringstraße. Das wird sicher auch der Zweitplatzierte, der VfL Gummersbach nicht anders gesehen haben. Die HSG Würselen wurde Dritter, der TuS Königsdorf Vierter.
Womit wir auch schon bei den fünftplatzierten Jungs der TSV Bonn angekommen wären, die nicht nur tabellarisch, sondern auch leitungsmäßig eng am TuS dran waren und damit knapp hinter der Spitze rangierten. Für die Beueler fiel die schwere Hypothek der Titelverteidigung nicht sonderlich ins Gewicht. Schnee von gestern. Die „TSV 2019“ machte ihr eigenes Ding. Und das war gut! Das galt auch - oder ganz besonders - für das (obligatorische) „Beueler Quotenmädchen“, Greta und für den Shootingstar, Oliver Romberg, der ja erst gerade einmal 1 1/2 Jahre Handball spielt. Die Beiden waren Teil einer TSV-Equipe, die einen couragierten Auftritt hinlegte und auch handballerisch durchaus zu überzeugen wusste. Gut, manchmal fehlte es etwas an Tempo und so hatte man gegen Gummersbach in beiden Spielformen keine Chance. Aber gegen den zweimaligen Halbfinalisten aus Königsdorf unterlag man jeweils nur sehr knapp und unglücklich. Da halfen dann auch die beiden klaren Siege gegen TV Roetgen leider nicht mehr, um die Finalspiele zu erreichen. In der Platzierungsrunde der Turniere im 2x 3:3- und im 1:5-Modus wurde dann aber der TuS Derschlag klar bezwungen und auch die beiden prestigeträchtigen Spiele um Platz 5 gegen den BES-Nachbarn von der HSG Geislar-Oberkassel, gingen zweimal an unser Zentralbeueler Team. Insofern eine sehr zufriedenstellende Leistung im Kerngeschäft. Wie sich nachträglich herausstellte, waren auch die koordinativen Fähigkeiten unserer Jungs durchaus im durchschnittlichen Trend aller Teilnehmer. Nach der exakten Addition aller Wettbewerbe wurde es also der fünfte Platz im Mittelrhein-Ranking - absolut in Ordnung! Das sahen nicht nur die Trainer Flo und Franz so, sondern auch viele neutrale Besucher. Daumen hoch für Ben, Joshua & Co. nach einem turbulenten und teils denkwürdigen Talentiade-Turnier 2019.
Weibliche D1-Jugend der TSV
Das illustre Teilnehmerfeld:
BTB Aachen, VfL Gummersbach, TSV Bayer 04 Leverkusen, TV Oberbantenberg, HSG Siebengebirge und die TSV Bonn.
Bei den Mädels hält die Konfusion leider bis zum heutigen Tage (Freitag) an, warum der rechtsrheinische Chef de Equipe, Tobias Joeres, bislang auch noch kein abschließendes Statement abgeben wollte bzw. konnte. Fast täglich änderte sich die Wasserstandsmeldung: mal waren die jungen Beueler Mädchen HVM-Erste gewesen, dann wieder Zweite und die letzte Version sieht die TSV auf dem dritten Platz.
Der nicht leicht aus der Ruhe zu bringende Tobi nahm es trotzdem gelassen:
„Das amtliche Endergebnis ist insofern nicht so maßgebend, weil es nichts an der Tatsache ändert, dass die Mädels spitze waren und absolut zu den besten Teams gehört haben. Ich war und bin sehr stolz. Wenn man bedenkt, wen wir personell noch in der Hinterhand gehabt hätten, ist das erreichte Ergebnis umso vorzeigbarer.!“
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Hier noch die Einschätzungen zur Talentiade von Tobias:
Am ersten Tag spielten wir 2x 3:3. Da hier die Anzahl der Torschützen mit den erzielten Toren multipliziert wird, ist dies unsere Stärke, denn wir haben einen breiten Kader, u.a. mit sechs Stützpunktspielerinnen. Gegen BTB Aachen legten wir mit 130:16 einen super Start hin - alle zehn Spielerinnen trafen. Obwohl wir drei Coaches waren, waren auch wir voll gefordert: Birthe für die Taktik, Tobi für´s permanente Wechseln und Nathalia als Statistikerin, die nicht nur Tore und Torschützen bei uns, sondern auch bei unseren Gegnern notierte - dies floss dann natürlich direkt wieder in die Taktik - da waren Trainerteam und Spielerinnen richtig im Flow.
Im anschließenden Spiel gegen Gummersbach (25:105) war die Mannschaft dann seltsamerweise völlig wie ausgetauscht - das Ding ging vorne trotz vieler Versuche einfach nicht rein - so gut wir begonnen hatten, so unglaublich schlecht spielten wir dort. Trotzdem reichte es für das Halbfinale. Gegen den hoch gehandelten Favoriten aus Leverkusen waren die Mädels dann auch bis in die Haarspitzen motiviert und zeigten eine super Leistung in einem spannenden Spiel auf hohem Niveau, bei dem die TSV dauernd, aber nur eben knapp, die Nase vorne hatte. Nachdem Cheftaktikerin Birthe dann klar "wir brauchen jetzt Tore, keine Torschützen mehr" als Matchplan ausrief, war die Partie dann mit ein wenig Wechseln auch sicher mit 32:21 nach Hause geholt. Vor allem Marissa und Greta sorgten im Angriff für Alarm, die starke Hilfstorhüterin Aurela fischte so einige Bälle weg.
Das Finale gegen Siebengebirge war dann ein Fest: 108:18 wurde 7Hills chancenlos vom Platz gefegt - diesmal trafen neun Spielerinnen, was insbesondere für die mitgereisten Aushilfsspielerinnen, die hier viel Spielanteile bekamen, ein toller Erfolg war.
Die Koordinationsteile wurden mit Bravour bestanden: Zweiter Platz! Unser stärkster Gegner wieder mal: Klassenarbeiten und Geburtstage. Einige Spielerinnen, die hierfür gut vorbereitet waren, konnten leider nicht dabei sein - immerhin füllt so ein Turnier ja ein komplettes Wochenende von früh bis spät.
Am zweiten Tag in der 1:5 Abwehr wurde BTB Aachen wieder locker mit 13:4 geschlagen (diesmal ohne Torschützen-Mulitplikation). Gegen Gummersbach schlugen wir uns unglaublicherweise wieder, wie am Vortag, mit einer ziemlich schlechten Leistung selber 6:9 - warum auch immer. Also wieder Halbfinale - wieder gegen Leverkusen. Ein super spannender, begeisternder Tempo-Fight auf aller höchstem Niveau, in welchem sich beide Mannschaften gar nichts schenkten und woran man sicher noch mit Stolz Jahre zurückdenkt. Die bei den Jungs gerade spielfreie Greta eilte hier dem Team zwar zur Hilfe, doch war das berüchtigte "Momentum" diesmal mit 8:10 einen kleinen Tick auf der Leverkusener Seite. Da wollten dann so einige Tränen bei den ambitionierten TSV-Mädels getrocknet werden. Das Spiel war derart intensiv, dass sowohl Leverkusen (gegen Siebengebirge) als auch wir (gegen unseren Traumgegner Gummersbach, 6:13) unseren Finalgegner gar nichts mehr entgegen setzen konnten.
Das Gesamtergebnis:
Platz 1 in der Spielform 2x 3:3
Platz 2 in der Koordination
Platz 4 in der Spielform 1:5
Aller Voraussicht und Korrekturen nach, haben Leverkusen und Siebengebirge damit jeweils 21 Punkte, wir 20 Punkte erreicht. Amtliches Ergebnis hin oder her, es war ein klasse Turnier, das viel Spaß und uns alle sehr stolz gemacht hat.
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Überhaupt darf die TSV Bonn in der Tat im Gesamtergebnis betrachtet, mit hoch erhobenem Haupt und bestärkt aus dem Oberbergischen Walbröl heim gekehrt sein, denn die Richtung der Beueler Nachwuchsabteilung passt. Der Weg ist das Ziel und auch bei dieser vierten Talentiade-Doppelteilnahme in Folge, haben unsere Mädchen und Jungs tiefe sportliche Spuren ihrer guten Jugendarbeit hinterlassen – trotz einiger Konfusion.
Abschluss auf der Sommerrodelbahn