Handball Emotional in Blau und Gelb
Und Jimmy, Flo & Co. gingen zum Regenbogen
Mit diesem Titel dürften tatsächlich nur die viel älteren etwas anfangen können. Die 1971 von Regisseur Alfred Vorher aufwendig und effektvoll inszenierte Bestseller-Verfilmung kam bei den Deutschen Kritikern allerdings nicht gut an. Eine schwülstig und unglaubwürdig geratene Mischung aus Krimi, Agentenfilm und Schnulze ohne großen Unterhaltungswert, schimpfte die Fachjournale. Wie so oft sah es das Publikum etwas anders. Immerhin wurde dem Schinken das Prädikat „wertvoll“ verliehen und für mehr als 3 Millionen Kino-Zuschauer obendrauf die „Goldene Leinwand“. Völlig unumstritten ist hingegen die Prägung der beiden Beueler Protagonisten, die heute nach eigenem Bekunden ihre große Handballlaufbahn im Dienste ihrer Majestät, der TSV Bonn, bedauerlicherweise beenden. Schade und tatsächlich ein riesengroßer Verlust, denn Florian Benninghoff-Lühl und Simon Röhrig waren (und sind) seit ihrem Vereinseintritt in den späten Neunzigern immer „besonders wertvoll“ für die TSV gewesen. Seit Kindesbeinen trugen die dicken Freunde, Flo und Jimmy, das blaugelbe Trikot und schlugen Seite an Seite unzählige große Schlachten. Sicher gehörte das Vorspiel zum Länderspiel, Deutschland gegen die Schweiz, im ausverkauften Dormagener Sportcenter zu einem der ersten Highlights der blutjungen D-Jugendlichen. Oder eine ganze Serie von höchst intensiven Endspielen um die damals noch exklusive Mittelrheinmeisterschaft gegen Dormagen und ein Jahr später gegen Rheinbach (jeweils in der C-Jugend) sowie auch gegen Siebengebirge (A-Jugend). Es folgten viele weitere erfolgreiche Jahre bei den Senioren unter den Trainern, Jochen Scheler, David Röhrig und zuletzt Frank Berblinger. Mensch, was waren da für epische Handball-Fights dabei. So beispielsweise das Kreispokalfinale, bei dem die TSV als klassentieferer Verbandsligist furios das Oberliga Spitzenteam der HSG Siebengebirge, mit einem gewissen Jamal Naji in ihren Reihen, aus der Halle fegte. Unvergessen auch das VL-Meisterschaftsfinale gegen BTB Aachen (heute schließt sich der Kreis) in der zum bersten gefüllten RingArena, als seinerzeit eine wunderbare Beueler Mannschaft um Röhrig und Benninghoff-Lühl mit einem wahren Traumsieg den Oberligaaufstieg perfekt machte. Die Wände haben gewackelt - tagelang. Dann der nie für möglich gehaltene Regionalligaufstieg, erneut mit Jochen als Coach. Oder das ewig legendäre Neujahrs-Derby in der restlos ausverkauften Sunshine-Arena, wo sich der Anwurf massiv verzögerte, weil noch Hunderte von Zuschauern vor der Halle um Einlass baten. Derbysieger? Wie so oft: Jimmy, Flo & Friends ! 😉 Die Liste der Beiden in wichtigen, entscheidenden und sehr, sehr oft spektakulären Partien für Rechtsrheinisch in den letzten eineinhalb Jahrzehnten ist ellenlang. Sonnenklar, dass die Positionen für die absoluten Stammspieler und Leistungsträger im Rückraum daher fast schon in Guss gegossen waren. Röhrig (obwohl in der Jugend kreuzgefährlich von Rechtsaußen) als ewig Rückraumrechter mit gewaltig Musik im Oberarm, der egal in welcher Liga, in jeder Torschützenliste ganz vorne zu finden war. FBL dagegen als torgefährlicher und oft sehr kreativer Freigeist immer auf der Spielmacherposition zu finden, der seinen Trainern aber nicht selten auch den unmöglichen Pass beweisen wollte. Schöne Grüße in dem Zusammenhang von Dagmar und dankbare Verehrung aller Kreisläufer dieser Epoche. Die Zukunft? Eine Mannschaft rrh ganz ohne Jimmy und Flo ist derzeit noch schwer vorstellbar und ob die rüstigen Mittdreißiger nicht doch nochmal in irgendeinem TSV-Team auftauchen, bleibt abzuwarten, aber bei dem „Concierge zum Verlieben“ vom linksrheinischen Bonner Königshof steht zunächst absolut verständlich die wachsende Familie im Fokus. Ganz viel Glück dabei! Flo dagegen hat sich längst parallel zur eigenen Handballkarriere zum strategischen Brain, nicht nur bei den Rechtsrheinischen, sondern ganz besonders auch bei der Bonner JSG entwickelt. Beruflich und sportlich hat FBL absolut alles unter Kontrolle und ist für Handball-Bonn nahezu unverzichtbar. Neben diesen Urgesteinen dürfen wir aber auf keinen Fall vergessen, vier weitere Leistungsträger der letzten Regionalligajahre gebührend zu verabschieden und uns nochmal ganz herzlich auch bei diesem Quartett zu bedanken und zu verneigen. Dabei hat Torwartlegende Michael Rieder sicher die schillerndste Karriere zu bieten, die bis hinauf in die Bundesliga führte. Der emotionale Leader auf dem Spielfeld, der zuletzt als Mitglied im Staff unsere Keeper in Form brachte, möchte eine letzte persönliche sportliche Herausforderung im Landesliga -Team von Wesseling annehmen. Viel Spaß und Erfolg dabei, Micha. Und da man den Micha nur im Paket mit seinem Papa Werner (oder umgekehrt) bekommt, müssen wir uns schweren Herzens auch von Rieder senior verabschieden. Der ausgewiesene Handballfachmann wird uns natürlich als gute Seele fehlen, aber Coach Frank muss zukünftig auch ohne Werner’s akribischen Statistiken auskommen. Danke dafür Werner, alles Gute und besonders maximale Gesundheit! Der junge Tom Weikl hat sich in den letzten drei Jahren mit seinen spektakulären Moves schnell zu einem Shootingstar und Lieblingsspieler im RL-Kader der TSV aufgeschwungen, der dabei nicht nur seinen Trainer und Förderer Frank Berblinger begeisterte. Beruflich zieht es den quirligen Rückraumspieler nach Bayern. Sehr bedauerlich, aber vielleicht gibt es ja irgendwann ein Comeback in Gelb und Blau? Uns würde das sehr freuen, Tom! Last but not least, verabschieden wir mit dem heutigen Spiel auch noch Keeper Islam Elnoamany. Und spektakulär kann auch der junge Ägypter. Fantastisch, wie Islam, der sich über die Stationen HSG Geislar-Oberkassel und Bonner JSG in die Regionalliga vorkämpfte, sich in den letzten zwei Jahren entwickelt hat. Der HC Gelpe/Strombach darf sich auf ein großes Talent freuen. Aber bitte nicht vergessen, dass da noch kein 100% fertiger Torwart kommt. Und wenn dann das Studium in Gummersbach fluppt, schnell wieder zurück in die RingArena ! Fantastische Spieler, wunderbare Menschen und jeder Einzelne ein großer Verlust für die rechtsrheinische Familie. Aber niemals geht man so ganz und vom geilsten Handball-Club der Welt (ohne Konsonanten) schon mal gar nicht. Alles Gute, Flo, Islam, Jimmy, Micha, Tom und Werner unter dem Regenbogen. |
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„Echte Fründe stonn zesamme !“