Blau und Gelb
Die Leiden des alten Hoffmanns
"Soll ichs wirklich machen,
oder lass ichs lieber sein?"
Auch ohne hellseherische Fähigkeiten wird diese eindeutige "JEIN-Frage" im Vorfeld des bedeutungsschwangeren Oberligalokalderbys der TSV-Männer an diesem Wochenende gegen die HSG Siebengebirge-Thomasberg in einer jungen Küdinghovener Familie eine seelenbedrückende Hauptrolle gespielt haben...
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Pfiffige Beueler Intimkenner dürften längst treffsicher vermutet haben, dass es in der spieltageinleitenden Story diesmal ausnahmsweise einmal nicht um einen eigenen Akteur geht, sondern ausgerechnet um den Regisseur der gegnerischen HSG Siebengebirge, Sebastian Hoffmann, dem wir von dieser Stelle aus - trotz aller gestriger Scharmützel -herzlich zum heutigen Geburtstag gratulieren.
In den vergangenen Wochen lief es auch für den Nachbarn aus den sieben Bergen mindestens so schlecht wie im vorgelagerten rechtsrheinischen Tal und alles andere als rund. Fünf Niederlagen in Serie (vor dem gestrigen Derby) lassen auch für Außenstehende keinen anderen Schluss zu. Das mit vielen unerfahrenen und ganz jungen Spielern bestückte Gästeteam war deutlich ins straucheln geraten und deshalb kam bei "Si-Tho" zuletzt auch wieder der rüstige Mittdreißiger Hoffmann verstärkt auf der Spielmacherposition zum Einsatz. Denn genau in der Rolle als "Backup", für die nicht ganz so guten Phasen im Handballjahr, hatte HSG-Trainer Lars Degenhardt den dynamischen Haudegen in seinen breit gefächerten Kader aufgenommen. Auch am Samstagabend in einer brodelnden Ringarena konnte der Routinier seinem Team in cooler Manier wertvolle und beruhigende Impulse verleihen, die der HSG zu Gute kamen und die TSV zum sportlichen Genickbruch geleitete. „Basti“ ließ sich dabei auch nicht von einer klaffenden Platzwunde aufhalten, die ihn nach ca. 10 Minuten des gestrigen Matches zu einer Behandlungspause zwang. Pünktlich zur 2. Halbzeit mischte die „Nr. 14“, jetzt mit Turban gewickelt, wieder dynamisch und entscheidend im Spielgeschehen mit. Soweit die grün-blaue Seite der Geschichte.
Die gelb-blaue Kehrseite der Medaille beschäftigt sich hingegen mit Hoffmanns Albträumen, die aus einem klassischen Freud`schen Gewissenskonflikt resultiert. Denn wie soll Papa seinen drei Söhnen eines gar nicht mehr allzu fernen Tages plausibel erklären, warum ausgerechnet er es war, der maßgeblich dabei mithalf, den Herzensverein seines eigenen Fleisch und Blutes anno 2012/2013 wieder in Richtung eines tränenreichen Abstiegs in die Verbandsliga zu befördern? Dieses hochbrisante Vater-Söhne-Gespräch dürfte für den lieben Basti in der Tat pikant werden, denn längst sind die drei jungen Hoffmänner als echte Beueler Jungs bei den Handballern der TSV Bonn angekommen. Nicht nur Jugendleiterin Anja hat Finn (fintenreicher Spielmacher unserer F-Jugend), Janne (immer lachende Stimmungskanone bei den Minis) und Ole (etwas verschlafener Kreisläufer der Krabbelgruppe), spätestens im Jahre 2029 dazu auserkoren, im gemeinsamen Paket die „Geschwister-Plätze“ von Jimmy, David und Obelix im Team der "Ersten" einzunehmen.
Da auch Mama Sissi Hoffmann als waschechtes "Beueler Mädche" heuer nicht zwingend mit einem Auswärtssieg ihres Mannes einverstanden war, will der in die Zwickmühle geratene Sebastian nun zu Weihnachten mit Hilfe der HSG-Gratifikation das Geschenkbudget seiner Familie nochmals spürbar zu erhöhen. Ungeachtet dessen plant der augenscheinlich etwas lernresistente Lehrer dennoch bereits seinen Einsatz im Rückspiel am 23. März 2013. Darüber dürften sich seine drei Jungs dann wiederum freuen, denn schließlich kommt nur eine Woche später der Osterhase.
Jetzt zum wegen Totensonntag eingeschränkten, aktuellen Beueler Spielgeschehen...
Minis beim Spielfest der SG Ollheim-Straßfeld
Und noch ein kleiner Nachschlag in Sachen Sebastian Hoffmann. Nach dem obligatorischen Geburtstagsständchen der Beueler Kinder am frühen Sonntagmorgen für ihren Trainer, führte Basti als "TSV-Mini-Chef de Mission" (quasi als Sofortmaßnahme in Sachen Wiedergutmachung) seine Rasselbande (2 Teams) ausgerechnet mit der erfolgreichen Oberpleiser Siegestaktik vom Vorabend durch ein 1A prima Miniturnier.
TV Palmersheim - TSV E1 15:15 (10:9)
Das 16. Beueler Tor durch Philip Mezten kam genau die Winzigkeit von einer Sekunde zu spät und die leitenden Schiedsrichter erkannten es korrekterweise nicht mehr an. Dennoch, es bleibt dabei: für die Punkte der Erstvertretung sorgt interimsweise (Flo mit der C1 zur gleichen Zeit in Richtung Dormagen unterwegs) und offensichtlich ausschließlich der eigentliche E2-Coach, Eric Bock. Alle 5 Zähler sammelte „Klein-Bocki“ als Verantwortlicher auf der Bank und das – völlig TSV-untypisch – auch noch allesamt auswärts. Der Respekt vor der insgesamt zufriedenstellenden Gesamtleistung wird noch größer, wenn man bedenkt, dass Goalgetter Henry Greitens grippeerkrankt das heimische Bett hüten musste.
TSV Bayer Dormagen - TSV mC1 23:23 (7:14)
Es war mit großer Sicherheit eine der besten Halbzeiten, die unsere C1 da am Samstagnachmittag hinlegten. Mit einem sehr guten Keeper Thimo Kulasik als Rückhalt, spielten die Beueler Jungs konzentriert, wie aus einem Guss. Niklas Dubbelmann und Chrissi Gerhartz erzielten in Abwesenheit des verletzten (Bänderriss) Hendrik Hüsselmann (gute Besserung!) den Löwenteil der Tore. Leider, leider hielt die TSV das gute Niveau nur eine Halbzeit lang und kassierte kurz vor Spielende sogar noch den unnötigen Ausgleich.
TSV Bayer Dormagen II - TSV mB 27:27 (12:12)
Trainer Martin Fritzsche berichtete realistisch über das schwächste Spiel seiner B-Jugend der letzten Wochen, aber immerhin hatte er etwas Zählbares im Gepäck. Die Beueler Jungs schafften es in den gesamten 50 Minuten nicht, die nötige Sicherheit in das eigene Spiel zu bekommen. Daran änderte auch eine 4-Tore-Führung etwa Mitte der zweiten Halbzeit nicht. Im Gegenteil, am Ende musste die TSV sogar noch ernsthaft um das Remis zittern. Deutlich stärkster Akteur in Reihen der Blau-Gelben war Rückraumspieler Lasse Hageborn, der mit seiner guten Leistung den Teilerfolg fast im Alleingang sicherte.
HSG Euskirchen - TSV mA 37:25 (12:13)
Coach Jörg Niebel funkte ein „copy & paste“ des Hinrundenspiels (damals 21:33, 13:12 aus TSV-Heimsicht). Gesagt, getan:
Einzig die mindestens 10 Saves von TSV-Schlussmann, Moritz Meißenburg, ermöglichten bis zur Halbzeit eine Beueler Führung. Da durfte man mit der Verteidigung und auch punktuell mit dem Angriff noch einigermaßen zufrieden sein. In Durchgang zwei brachen dann aber alle Dämme und die Euskirchener HSG steuerte unaufhaltsam und verdient einem klaren Heimsieg entgegen, der allerdings durch naives Spielverhalten der Gäste völlig unnötig „fett“ gemacht wurde.
TSV 3. Frauen - HSG Niederpleis-St. Augustin 31:26 (18:10)
Wie versprochen, hier noch die Nachlieferung der sonntäglichen „TSV-Late-Night-Session“. Trainer Markus Müller verteilte gleichmäßig aktive Anteile an alle Spielerinnen, worunter eventuell etwas das Ergebnis gelitten hat. Erfolgreichste Schützinnen wurden Maria und Linda mit 8 bzw. 9 Treffern. Zudem, wie immer, eine Augenweide das Zusammenspiel der ewigen Handballschwestern Bibi und Speedy.
TSV 3. Männer - Godesberger TV 28:23 (14:11)
Die Hürde der vermeintlichen Pflichtaufgabe gegen den GTV, mit dem Ex-TSV´ler Fabian Busch, nahm die „Dritte“ unter dem Strich mindestens ebenso souverän, wie die Ausrichtung des gestrigen Heimspieltages. Beides machte den Jungs keine Probleme. Das Spiel war nach einer konzentrierten Anfangsphase beim 8:2 eigentlich schon vorentschieden, doch das unvermeidliche Beueler Wechselspiel brachte wieder einmal Unruhe in die eigenen Reihen. Dennoch behielten Rudis Mannen zu jederzeit das Heft des Handels in der Hand. Der Trainer verteilte seine obligatorischen Fleißkärtchen diesmal an seine beiden Routiniers, Benedikt Hesselmann und Tim Nieswand.
HSV Bockeroth - TSV 2. Frauen 23:22 (12:12)
Da war ja noch ein Spiel am frühen Sonntagmorgen. Angesichts einer mehrfachen 3-Tore-Führung eine ärgerliche Niederlage, die aus Beueler Sicht auch vermeintlich durch die „gewissen äußeren Umstände“ negativ beeinflusst wurde, was noch zusätzlich noch unfreiwillige, zweiwöchige „Saisonauszeit“ von Isa Spoh nach sich ziehen dürfte. Dennoch war die eigene schlechte Leistung maßgeblich. Insbesondere mit der kurzen Deckung gegen Anna Hommen wusste die TSV überhaupt nichts anzufangen. Damit gleitet diese doch recht hoffnungsvoll gestartete Kreisligasaison leider viel zu früh in die sportliche Bedeutungslosigkeit ab. Hat aber den Vorteil, dass die Damen unserer Reserve ab sofort ohne jeglichen Druck aufspielen können.
TSV 2. Männer - TV Euenheim 30:29 (20:10)
„Unfuckingfassbar!“ Wenn man im Sport allgemein und im Handball speziell glaubt, schon alles erlebt zu haben, dann kommt so ein Spiel um die Ecke. Die erste Halbzeit war geprägt von großer Hektik, einer Flut von Zeitstrafen und zusätzlich zwei roten Karten gegen Euenheim, darunter ein Karton gegen Spielertrainer Trimborn. Auch die Zweiminuten wurden zum überwiegenden Teil an die immer wütender werdenden Gäste verteilt, weshalb wir uns jeglichen Kommentar zu den Schiedsrichtern ersparen. Doch damit machte es Euenheim unserer richtig gut aufspielenden „Zweiten“ insbesondere in den letzten Minuten des ersten Durchganges sehr leicht, sich vermeintlich spielentscheidend abzusetzen. Joseph Allendorf im Feld und der fantastisch haltende Jürgen Reiss im Tor waren die herausragenden Protagonisten bis zur 30. Spielminute. Dann allerdings folgte ein zweiter Spielabschnitt, in dem die Beueler Spieler so ziemlich alles falsch machten, was man als Seniorenmannschaft in so kurzer Zeit „verstümpern“ kann. Auch TSV-Trainer Bock blieb ratlos und zog mit seiner eigenen Einwechslung leider nicht die wahrscheinlich einzig wirksame Konsequenz. Ich erspare den Lesern an dieser Stelle fatale Einzelheiten, nur so viel: es war schlecht. Kurz vor Ende erzielte der nie aufsteckende TVE den unglaublichen, aber hoch verdienten Ausgleich. Es passte, wie die berühmte Faust auf´s Auge, wie der doch noch schmeichelhafte Beueler Siegestreffer 7 Sekunden vor Ultimo erzielt wurde: Der noch halbwegs beruhigend auf das Spiel der eigenen Mannschaft einwirkende Jost Hohage verweigerte richtigerweise auf der Rechtsaußenposition den finalen Wurf, passte diagonal durch den Kreis, wo der gut debütierende Rückraumspieler Fabian Kummer per spektakulärem Kempa zu zwei überwichtigen Punkten einlochte.
TSV 1. Frauen im Kreispokal – Godesberger TV 30:13 (15:7)
Der nie gefährdete, glasklare und unspektakuläre TSV-Erfolg, der mit einer Mischung aus erster und zweiter Mannschaft bereits am Freitagabend erspielt wurde, konnte Trainer Florian Zens nicht wirklich erheitern. Denn bereits vor dem Anpfiff musste der Beueler Coach zwei ganz bittere Pillen schlucken. Unter der Woche nämlich, war Eigengewächs Anna Kaspar erfolgreich am Finger operiert worden, fällt aber in Folge satte 8 Wochen aus. Noch ärger erwischte es Sanni Kunnas. Die Finnische Internationale zog sich im letzten Oberligaspiel gegen Weiden einen schmerzhaften Bruch des Schienbeinköpfchens zu, der leider ebenfalls operativ behandelt werden muss. Hier bewegt sich die niederschmetternde Ausfall-Prognose sogar bei einer gut halbjährigen Sportpause. Na dann: Prost, Mahlzeit! Die TSV-Handballabteilung wünscht dem blonden Pech-Duo alles Gute und eine problemfreie Rekonvaleszenz. In Abwesenheit der beiden Leistungsträgerinnen ließen die Kolleginnen in der zweiten Pokalrunde gegen den aktuellen Kreisligaspitzenreiter GTV nichts anbrennen, aber noch viele Chancen ungenutzt. Mit sieben Treffern wurde Rechtsaußen Melanie Cronenburg zur erfolgreichsten TSV-Schützin der Partie. Gegner in der dritten Runde wird auswärts der Landesligist TV Euenheim sein.
TSV 1. Männer - HSG Siebengebirge/Thomasberg 26:29 (15:13)
Emotionen, Rasse, Klasse (naja) und immer ein beidseitig großer Kampf. Dieses Derby hielt, was es im Vorfeld versprach und hatte eigentlich alles, was man sich im Vorfeld von ihm erhofft hatte – außer natürlich dem Ergebnis. Bis acht Minuten vor dem Ende war es ein Fight auf absoluter Augenhöhe, vielleicht sogar mit einem Tick zu Gunsten der heimischen TSV. Völlig emotionslos kommentiert, sorgte dann aber in der Schlussphase die schlicht stärker besetzte Auswechselbank der HSG und deren sich deutlich steigernder Keeper Michael Rieder für die Entscheidung. Vorentscheidend war allerdings sicherlich auch die emotionalste Szene der Partie, als der Beueler Linksaußen, Socrates de Oliveira, nach 18 Spielminuten und 53 Sekunden von Schiri Christian Heß den roten Karton zur Disqualifikation in Höhe der Mittellinie unter die Nase gehalten bekam. Was war passiert, wer hatte was gesehen? Vermutlich alle Zuschauer: nichts. Der handelnde Schiedsrichter wollte zweifelsfrei einen Ellbogeneinsatz des Brasilianers gegen seinen Gegenspieler Zächerl erkannt haben, die vollzählig versammelte und wild fordernde HSG-Crew hingegen einen klaren Kopfstoß. Hm, sicher ist ebenfalls, dass der in den letzten Wochen in bestechender Form aufspielende Socrates (auch bis zum Ausschluss traf er gestern zweimal bei gleicher Versuchsanzahl) zuvor auch mehrfach verbal attackiert wurde. Ebenfalls ein weiterer Fakt, das Fabian Zächerl kurz vor dem Halbzeitpfiff einen Wurfversuch von David Röhrig rüde unterband und hier mit einer Zeitstrafe im zuvor geschilderten Vergleich vielleicht ein wenig zu milde bedient wurde. TSV-Abwehrhüne Hendrik Stork „sühnte“ das Foul dann allerdings doch noch mit dem sensationell direkt verwandelten Freiwurf. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: es war im Großen und Ganzen ein absolut sauberes und faires Derby. Lediglich sieben Zeitstrafen im Verhältnis von 4:3 legen dafür ein deutliches Zeugnis ab und nach dem Spiel wurde noch auf dem Spielfeld das obligatorische gemeinsame Bierchen gezischt. Am Ende brachten die Gäste einfach ein paar mehr PS auf den Hallenboden. Ob Siebengebirge dabei tatsächlich die bessere Mannschaft war, wird der HSG nach ihrer Niederlagenserie vermutlich scheißegal gewesen sein und auch uns helfen moralische Siege mit ständigem Schulterklopfen tabellarisch leider nicht wirklich weiter.