Saisoneröffnung (net) dohoam
Weiberfastnacht im August
HSG und TSV machen der Region großen Appetit auf die neue Handballsaison
Diese Veranstaltung kann von den Verantwortlichen mit absolut ruhigem Gewissen ganz weit oben auf der positiven Habenseite verbucht werden. Als am späten Freitagnachmittag auf den letzten Drücker (aber immer noch überpünktlich) in Grau-Rheindorf die leckeren Hamburger Grillwürste der Firma Lüdex per Eilkurier eintrafen, war schon die letzte größere organisatorische Hürde genommen. Zuvor hatte bereits TeeGschwendner eine ganze Wagenladung ihrer beliebtesten Eisteesorten für die durstigen Handballkehlen geliefert. Auch die Kreissparkasse Köln hatte sich nicht lumpen lassen und jedem an der Saisoneröffnung teilnehmenden kleinen Handballer eine schicke Sporttasche gesponsert. Als dann am Samstagmittag der zum Bersten vollgeladene HSG-Laster nebst tatendurstigem Aufbaukomitee vor die Oberpleiser Sunshine-Arena rollte, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Die HSG Siebengebirge/Thomasberg stellte an diesem Wochenende ihre bekannt guten Gastgeberqualitäten eindrucksvoll unter Beweis.
HSG-Handballchef Ralf Röttgen hatte die sportlich aufmüpfigen Nachbarn von der TSV Bonn zum ersten Vereinsvergleich in der traditionsreichen Handballgeschichte der beiden benachbarten Vereine geladen und es fehlte an nichts. Fast hätte man sich als Beueler richtig kuschelig heimisch fühlen können, nur die lieben sicht-behindernden Betonpfeiler unserer „ollen" Ringarena fehlten uns ein wenig. Ansonsten war es eine nahezu perfekte Veranstaltung, die mit viel ehrenamtlichen Einsatz vorbildlich abgewickelt wurde. Böse Zungen behaupteten gar, die rührigen Oberpleiser Gastgeber hatten es etwas zu gut mit ihren Gästen gemeint, denn am Ende behielt die TSV auch noch sportlich hauchdünn die Nase vorn und machte ihrem Ruf als „Jäger der dicken Pötte" alle Ehre. Mittlerweile weiß Pokalsponsor „Teamsport Metzler" diesbezüglich um den exquisiten Geschmack der blaugelben Ballwerfer.
Dabei fing der sogenannte „Warm-up-Samstag" für die TSV-E-Jugend-Reserve mit einer herben Klatsche an. Chancenlos waren die Beueler Gäste dem Angriffswirbel der motivierten HSG-Kids unterlegen. Umso überraschender war dann allerdings, dass sich die blutjung besetzte E1 der TSV anschließend den zweiten Durchgang, wenn auch knapp, für sich entscheiden konnte.
Richtig Fahrt bekam die Veranstaltung beim anschließenden dreifachen Aufeinandertreffen der C-Jugendteams. Und auch hier machten die TSV-Jugendlichen gegen ihre gut ausgebildeten Altersgenossinnen und Genossen aus dem Siebengebirge eine mehr als anständige Figur. Keine reelle Chance hatten dabei allerdings unsere Verbandsliga-Mädchen, obwohl sie lange Zeit gut gegen das ranghöhere Team der HSG mithielt. Die männliche C2 der TSV lag anschließend ebenfalls lange im Hintertreffen, um dann angeführt von den überragenden Spielern, Martin Strauven und David Bouveret, den Spieß doch noch umzudrehen. Schon hier nutzten die Beueler geschickt den „Sie & ER – Modus" und schickten immer wieder Lea Röhrig als sichere Siebenmeterschützin ins Gefecht. Als Lohn erntete die TSV für jeden erfolgreichen verwerteten Strafwurf die doppelte Trefferzahl. Dreimal in dieser noch jungen Spielzeit spielte unsere C1 bislang gegen die starken Altersgenossen der HSG. Und dreimal waren die Jungs aus dem Siebengebirge bislang siegreich geblieben, mal mehr, mal etwas weniger klar - bis Samstag. Interimstrainer Gerd Flory musste für dieses absolute Positiverlebnis einigen Schlüsselspielern allerdings erst einmal eine gehörige Kopfwäsche verpassen und deutlich mehr Zielstrebigkeit einfordern. Mit Erfolg, auch hier konnte die TSV ein recht überraschendes Pünktchen im Vereinsvergleich für sich verbuchen. So lag also am Ende des ersten Tages die HSG Siebengebirge/Thomasberg aus Gästesicht (noch) akzeptabel knapp mit einem Punkt in Front. Erfreulich außerdem, dass schon am Samstag erstaunlich viele Neugierige dem Sonnenhügel einen Besuch abstatteten. Darunter mit Lutz Quliel gerade für die Beueler ein echter Überraschungsgast. Quiel, dessen Sohn mittlerweile für die HSG-C-Jugend auf Torjagd geht, war in den frühen Neunzigern sportlicher Gesamtleiter der TSV und dabei auch drei Spielzeiten der verantwortliche Handballlehrer der damaligen Kreisligamannschaft.
Zurück zum sportlichen Geschehen. Der Sonntagmorgen brachte dann fast so etwas wie eine schnelle Vorentscheidung für die Hausherren im Vergleichskampf. Die ohnehin als bärenstark eingestufte D1-Jugend der Gastgeber unter Leitung von Coach Georg Moitzfeld machte hier nämlich richtig ernst, holte sich dabei nicht nur erwartungsgemäß eindeutig mit der Erstvertretung einen Halbzeitpunkt, sondern den zweiten mit ihrer Zweitvertretungen gleich hinterher und als verdienten Lohn einen Bonuspunkt für das eindeutig gewonnene Gesamtresultat. Ein aus Beueler Sicht schmerzvoller „Dreier" für die HSG.
Nicht wenige Fachleute als Besucher der Veranstaltung sprachen nach dem Aufeinandertreffen der vier B-Jugendteams aus beiden Lagern vom niveauvollsten Handball, der an beiden Tagen geboten wurde. Das hatte ohne Zweifel beiderseits große Klasse, Rasse und war bis zur Schlusssekunde umkämpft und spannungsgeladen. Zunächst legten die Beueler mit ihrem Paradeteam, der weiblichen B-Jugend, vor. Fünf Tore Differenz waren es am Ende des ersten Durchganges gegen die Ligakonkurrentinnen vom Sonnenhügel. Anschließend machten sich die HSG-Jungs aus der Oberliga hoch motiviert daran, diesen Halbzeitrückstand gegen ihre rangniedrigeren Verbandsligakollegen der TSV wieder zu pulverisieren. Die sich tapfer wehrenden Beueler Jungs wankten mehrmals bedenklich, doch sie fielen nicht. Insbesondere auch Dank einiger sicher verwandelter Siebenmeterstrafwürfe von Valerie Hüser blieb es am Ende bei einem leistungsgerechten Remis und sorgte dafür, dass die HSG der TSV nicht noch weiter enteilen konnte.
Danach begann im Aufeinandertreffen der Seniorenreserveteams die Beueler Aufholjagd. Wobei die gut besetzte 2. Frauenmannschaft der TSV in der Anfangsphase der 40 Minuten dauernden ersten Halbzeit wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen umher und folgerichtig auch einem größerem Rückstand hinterher lief. Erst nach und nach ordnete man die Reihen, bekam erst das eigene Spiel und am Ende sogar noch das Ergebnis unter Kontrolle und schicke die eigenen Landesligamänner letztlich sogar noch mit einem 3-Tore-Vorsprung auf die Reise. Bockis Mannschaft machte gegen die HSG-Reserve aus der Verbandsliga bereits einen recht guten Eindruck und wollte das Ergebnis dann auch nicht nur verteidigen, sondern im Gegenteil, sogar weiter ausbauen. Das gelang über weite Strecken, auch Dank der ultra sicheren Siebenmeterunterstützung von Anna Hommen, vortrefflich. Zudem entpuppte sich der gute Jürgen Reiss im Beueler Kasten als vermeintlicher „Frauenhasser" und parierte ausnahmslos alle femininen Strafwürfe. Am Ende wurde das zwischenzeitlich klare Ergebnis von der „Zweiten" allerdings fast noch leichtsinnig aus den Händen gegeben. Moritz Bremer sorgte mit seinem Treffer in der Schlusssekunde dann doch noch für den einzigen, aber dennoch sehr wertvollen „TSV-Dreier" der Veranstaltung. Denn damit waren die Beueler wieder bis auf einen Punkt in der Gesamtwertung an die HSG heran gerückt.
Den nächsten Akkord im „Sie & Er-Vergleich" sollten die A-Jugendteams beider Vereine spielen. Doch da diese weibliche Altersklasse auf Seiten der TSV derzeit leider unbesetzt ist, durfte ein zusammen gebasteltes Beueler Juniorinnenteam gegen den leistungsstarken Regionalligisten von der HSG ran. Die von vielen harten Übungseinheiten recht müde wirkenden Mädchen aus dem Siebengebirge wurden ihrer zugedachten Favoritenrolle allerdings nur in der Anfangsphase gerecht. Bereits nach 10 Spielminuten übernahm die TSV, angeführt von der alles überragenden Anna Hommen, das Spielgeschehen. Das Ergebnis wurde in der Folgezeit kontinuierlich ausgebaut und mit satten acht Toren Differenz konnten die Beueler A-Jungs in die 2. Halbzeit geschupst werden. Das sollte doch locker langen, oder? Weit gefehlt! Denn auch hier war von einem Klassenunterschied nichts zu spüren – im Gegenteil. Die Verbandsligaburschen der HSG wollten offensichtlich beweisen, dass sie in der Liga eine ganze Etage zu tief eingestuft worden sind und schickten ihre Beueler Gäste aus der Oberliga von einer Verlegenheit in die nächste. Am Ende rettete die A-Jugend der TSV gerade noch so mit Ach und Krach den Gesamtsieg über die Schlusssirene. Im Vereinsvergleich hieß es damit aber absoluten Gleichstand.
Zur allgemeinen Entspannung durften vor dem abschließenden Showdown der Erwachsenen die zahlreichen F-Jugendkinder beider Seiten ihr Können in einem Präsentationsvergleich unter Beweis stellen. Satte 30 Pänz unterhielten in immer wieder wechselnden Formationen das Publikum. Das Ergebnis spielte dabei aber keine Rolle, denn beide Lager waren sich im Vorfeld völlig einig, dieses Einlagespiel nicht in die Wertung zu nehmen. Dennoch „eroberten" einige mutige Beueler F-Kids im Anschluss unentdeckt die drei riesigen Fantrommeln der HSG und machten in Folge mit ihrer unverhofften Beute so richtig Alarm für die TSV.
Die Entscheidung im ersten Vergleichskampf der beiden benachbarten Handballvereine fiel dann im abschließenden zweifachen Aufeinandertreffen der Oberligateams. Dabei war im Beueler Lager allen klar, das es wie im richtigen Leben kommen muss: die Frauen müssen es entscheiden! Doch das sah zu Beginn der 40-minütigen Partie gar nicht gut aus. Die TSV-Damen liefen lange einem Rückstand hinterher und fanden einfach zu keinem ruhigen und geordnetem Spielaufbau. Erst in der absoluten Schlussphase setzten sich die blaugelben Farben noch klar durch und am Ende verkauften sich die tapfer kämpfenden HSG-Frauen mit einem 7-Tore-Rückstand deutlich unter Wert. Doch damit war der Drops immer noch nicht gelutscht. Die HSG Männer kamen mit Macht und Kutlesa. Schnell schmolz der Vorsprung, doch die Beueler Männer spielten unaufgeregt ruhig und hielten insbesondere in Person von „Jimmy" Röhrig gut dagegen. Und immer wenn es richtig eng und unangenehm wurde, musste halt ein Siebenmeter her. Denn den versenkten wechselweise die Damen Hanna Simons, Anna Kaspar oder Marlena Busch traumwandlerisch sicher im HSG-Kasten. Auch gegen eine am Ende offene Manndeckung retteten Röhrig & Co. ein 34:30-Sieg über die Ziellinie. Sieg für die TSV Bonn im ersten Vereinsvergleichskampf mit der HSG Siebengebirge-Thomasberg.
Insgesamt eine absolut positive, wiederholungswürdige Veranstaltung. Immer fair und dennoch sportlich interessant, wie auch hart umkämpft. Alle konnten ihre Form überprüfen, niemand wurde ernsthaft verletzt und nicht nur die sehr zahlreichen Zuschauer (insbesondere am Sonntag) hatten ihre helle Freude am Geschehen. Daher auf diesem Wege nochmals der herzliche Dank der TSV hinauf in die sieben Berge an Ralf Röttgen mit seinem Team und namentlich hervorgehoben natürlich Schorsch Moitzfeld, der den Wettkampf über zwei Tage kompetent, gewohnt humorvoll und immer fair am Mikro begleitete. Immer wieder gerne, wir freuen uns auf nächstes Jahr, Euch allen viel Glück in der anstehenden Saison !!!