Die blau-gelbe Passion
Triduum Sacrum
Passender hätte der Abstieg der TSV wohl nicht besiegelt werden können. Unmittelbar vor Beginn der kreuzigungsträchtigen Karwoche wurde am Fuße des erhabenen Ölbergs auch das diesjährige Oberligaschicksal der rechtsrheinischen Handballer besiegelt und leitete damit unvermittelt bereits an diesem Samstag die sogenannte stille Beueler Woche ein.
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HSG Siebengebirge-Thomasberg – TSV 1. Männer 29:28 (16:16)
Einen herzlichen Glückwunsch über die heimatliche Hochebene des linksrheinischen Kottenforstes herüber zum neuen Mittelrheinmeister, der HSG Rheinbach-Wormersdorf – Respekt und Anerkennung aus Beuel! Glückwunsch auch an die HSG Niederpleis-St. Augustin. Wer gegen Siebengebirge, Dünnwald, Opladen, zuletzt in Pulheim und aktuell auch gegen Weiden kontinuierlich und insbesondere überraschend punktet, bleibt ohne Zweifel verdient in der Oberliga. Da helfen unserem Beueler Team leider auch nicht die beiden zum Teil haushoch überlegen geführten direkten Duelle mit den Pleesern nicht weiter. „Immerzu auf dem Sprung" haben wir es eben nicht geschafft in der jüngeren Vergangenheit mit Pech gegen Derschlag, mäßig gegen Dünnwald, unglücklich in Pulheim, unglücklich daheim gegen Nümbrecht und nun auch wieder fast schon tragisch in Siebengebirge entscheidend Boden gut zu machen. So landet man am Ende des Tages verdient unter dem roten Tabellenstrich. Pech, Unglück oder Moral finden in Günter Knickmanns korrekter Jahres-Addition leider keine Berücksichtigung.
So wurde die Beueler Niederlage am Samstagabend am Oberpleiser Sonnenhügel fast schon zum Spiegelbild einer guten, trotzdem aber verkorksten Oberligasaison rrh. Denn die TSV war nicht nur im Gefühl der auswärtigen Zuschauer eigentlich auch in der Sunshine-Arena das ideenreichere, dominierende Team, obwohl die HSG in den ersten rund 20 Spielminuten bis zum 11:9 ständig vorlegte. Hier verhinderten noch vier saublöde Angriffe der TSV in der sogenannten „2. Welle" eine vorzeitige Wende im Spiel, als in allen vier geschilderten Fällen der Ball bei wohlwollend gemeinten „Halbchancen" vorschnell auf die dankbare Gegenseite befördert wurde. Die an diesem Tage augenscheinlichen Mängel im Konterspiel verhinderten leider auch eine deutliche Halbzeitführung unseres Teams. Mittlerweile führte das Scheler-Team endlich mit 14:16 und kam gegen Ende des ersten Durchganges noch gleich zweimal in höchst aussichtsreichen Ballbesitz mit jeweils glasklaren Tempogegenstoßsituationen. Leider aber wurde in beiden Spielaktionen ein vorsichtiger und viel zu langer Bogenpass zum glockenfrei positionierten Socrates de Oliveira geschoben, der die Pille prompt zweimal erst im gegnerischen Kreis unter Kontrolle bringen konnte. Wie die zu diesem Zeitpunkt extrem verunsicherten Gastgeber reagierten, lässt sich unschwer am Halbzeitergebnis ablesen.
Zum Glück setzte sich die Trendwende im zweiten Durchgang zunächst weiter fort. Die TSV suchte, gestützt auf eine aufopferungsvoll kämpfende Verteidigung mit einem formidablen Jan Schäper im Tor, im Angriff nach Lösungen und fand sie – oft unter Ausnutzung der finalen Siebenmeterchance. Bei einer 26:23-Fürung, rund acht Minuten vor Schluss, sah noch alles nach einem blau-gelben Happyend aus. Und auch beim 27:26 lag der TSV-Sieg noch zum Greifen nahe. Längst war HSG-Trainer Degenhardt zur doppelten Manndeckung gegen Simon und David übergegangen. Trotzdem entwischte Simon am Kreis seinen Häschern und traf – krachend den Innenpfosten. Der Rest war aus Beueler Sicht vorösterliches Leiden in qualvoller Dramatik. Siebengebirge nutzt die Gunst der Stunde und geht gegen die jetzt konsterniert wirkenden Gäste vorentscheidend ihrerseits mit 29:27 in Führung. Anschluss, das 28. Tor für die TSV - Ballverlust auf der Gegenseite HSG - ungenauer Beueler Torwurf und gehalten durch den ins HSG-Tor gewechselten Michael Rieder - Abpraller auf Linksaußen genau zu Chrissi Röhrig – Foul, Siebenmeter für die TSV genau 6 Sekunden vor Ultimo. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Zumindest dieser eine einzige lausige und auch in diesem Fall sicher hoch verdiente Punkt muss es doch einfach sein für die auswärtige TSV. Für unser Team löwenmutig am Punkt: Hans-Günter Labes, der zuvor bei zehn sich ihm bietenden Strafwurfgelegenheiten arktisch-cool die Schlussleute Adeymi und Rieder wechselweise vorzeitig in den April geschickt hatte und damit für so manch anerkennendes Raunen auf den Tribünen gesorgt hatte. Schon klar, dass kaum ein Beueler Aktiver oder Zuschauer das drohende Unheil tapfer sehend erleben wollte. Pfiff – Wurftäuschung - Wurf - H.G. wird im Bruchteil einer Sekunde zum einsamsten Menschen auf dem Sonnenhügel, denn seine traumhafte Trefferquote sackt mit einer einzigen Fahrkarte von 100 auf „nur" noch 91 % (10 von 11) - Rieder hält und wird zum umjubelten Heimhelden...
Wie drückte es ein enttäuschter TSV-Fan unmittelbar nach Schlusspfiff trefflich aus:
„...wir lassen aber auch wirklich gar nichts aus..."
Sicher nicht die Zeit zum groß Sprüche klopfen, aber diese Oberligasaison hat mit genau diesem Team trotzdem ganz viel Freude bereitet und wer weiß, vielleicht bietet sich ja irgendwann die Möglichkeit einer Beueler Renaissance? Wir freuen uns darauf!
TV Euenheim – TSV 2. Männer 33:30 (18:14)
In vermutlich telepathischer Verbundenheit zur eigenen „Ersten" ein Landesligaspiel, das laut Coach Dirk Bock auch mit zwei Stunden Nachspielzeit nicht zu einer anderen Punkteverteilung geführt hätte. Aufgrund der angesagten Dringlichkeit in den letzten Spielen, erhielten diesmal verstärkt einige Akteure den Vorzug, die seinerzeit ohne Murren mannschaftsdienlich in die zweite Reihe gerückt waren. Prompt erhielten Torhüter Andre Thurau sowie die Flügelzange Silvan Haes und Hendrik May die Beueler Bestnoten von ihrem Trainer.